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Erschütternde Fakten heizen Klimadisput an

Selbst im günstigsten Fall Temperaturanstieg von 1,8 Grad

Paris (dpa). Den Klimawandel-Zweiflern ist die Grundlage entzogen. Der neue Bericht des UN-Klimarats IPCC macht die globale Erwärmung von der Vermutung zur Gewissheit.
»Wer etwas anderes behauptet, kann nicht länger die Wissenschaft als Argument benutzen«, erklärt Sir Martin Rees, Präsident der renommierten britischen Wissenschaftsakademie Royal Society.
Der Erde droht bis Ende des Jahrhunderts eine Klimaerwärmung um bis zu 6,4 Grad Celsius. Dieser plakative Höchstwert aus dem Bericht des Zwischenstaatlichen Ausschusses zum Klimawandel (Intergovernmental Panel on Climate Change; IPCC) steht für die vielen Details. Frankreichs Präsident Jacques Chirac verlangt eine UN-Umweltorganisation nach dem Vorbild der Weltgesundheitsorganisation WHO. Mit größerer Sicherheit denn je listet der Klimareport Ursachen und Folgen des Treibhauseffekts auf: - Elf der vergangenen zwölf Jahre finden sich unter den zwölf wärmsten seit dem Beginn der Aufzeichnungen um 1850. - Die durchschnittliche Temperatur der Nordhalbkugel in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist »sehr wahrscheinlich« höher als in irgendeiner 50-Jahres-Periode der vergangenen 500 Jahre. »Wahrscheinlich« ist sie die höchste Durchschnittstemperatur mindestens der vergangenen 1300 Jahre.
- Ein Großteil der globalen Erwärmung seit Mitte des 20. Jahrhunderts geht »sehr wahrscheinlich« auf den vom Menschen verstärkten Treibhauseffekt zurück.
- Die Ozeane haben sich seit den 1960er Jahren bis in 3000 Metern Tiefe erwärmt.
- Der Meeresspiegel ist im 20. Jahrhundert wahrscheinlich um 17 Zentimeter gestiegen.
- Eisverluste in der Antarktis und auf Grönland tragen zum Anstieg des Meeresspiegels bei. In diesen Regionen fließen etliche Gletscher zudem schneller.
- Berggletscher und Schneedecken sind auf der Nord- und Südhalbkugel auf dem Rückzug.
- Die Temperaturen der oberen Lagen des Permafrostbodens in der Arktis haben um bis zu drei Grad Celsius zugenommen.
- Satelliten- und Ballonmessdaten zeigen, dass sich nicht nur die bodennahen, sondern auch die höheren Luftschichten erwärmen.
- Eine deutliche Zunahme des Niederschlags wird in den östlichen Teilen Nord- und Südamerikas, in Nordeuropa und Zentralasien beobachtet.
- Größere Trockenheit gibt es in der Sahelzone, der Mittelmeerregion, im südlichen Afrika und in Teilen Südasiens.
- Kalte Tage, kalte Nächte und Frost sind seltener geworden, heiße Tage, heiße Nächte und Hitzewellen treten häufiger auf.
- Es gibt zahlreiche Hinweise darauf, dass die Intensität tropischer Stürme im Nordatlantik zugenommen hat. Dies geht einher mit höheren Oberflächentemperaturen der tropischen Meere.
- In den nächsten zwei Jahrzehnten wird die Temperatur alle zehn Jahre um 0,2 Grad Celsius steigen.
- Selbst wenn die Konzentration der Treibhausgase im Jahr 2000 auf dem damaligen Stand eingefroren worden wäre, wäre ein Temperaturzuwachs von 0,1 Grad Celsius pro Jahrzehnt zu erwarten.- Der IPCC hat sechs Szenarien berechnet. Im günstigsten Fall (B1-Szenario) steigt die Durchschnittstemperatur der Jahre 2090 bis 2099 um 1,8 Grad Celsius (1,1 bis 2,9 Grad) im Vergleich zum Zeitraum von 1980 bis 1999. Im schlimmsten Fall (A1FI-Szenario) sind es 4 Grad (2,4 bis 6,4 Grad).
www.ipcc.ch

Artikel vom 03.02.2007