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Die Party ist perfekt
Hart
am
Ball

Von Oliver Kreth

Ist das jetzt ein gutes Zeichen, dass die Fersehanstalten und der Boulevard den Handball entdeckt haben? Schau'n mer mal. Denn hüben wie drüben regieren meist Herzblut und nur selten Hirn. Und mit dem Hype flaut sehr oft auch das Interesse schnell wieder ab.
Nach dem Halbfinale wurde Torwart Henning Fritz vom fanatisierten Feldreporter aus der Mainzelmännchen-Hauptstadt gefragt, ob er sich jetzt nicht langsam als Weltwunder fühle. Fritz versuchte den Spagat. Er wollte der Stimmung gerecht werden und Ball flach halten: »Na ja, ich habe während der letzten Spiele versucht, mich von einem Superlativ zum nächsten zu hangeln.« Dieser Satz ist eines Weltmeisters würdig.
Natürlich haben sich die Männer von Heiner Brand gefreut über die Aufmerksamkeit, die ihnen vor allem in der zurückliegenden Woche zuteil wurde. Menschentrauben vor dem Hotel in Wiehl, ausverkaufte Hallen nicht nur in Köln, Einschaltquoten im zweistelligen Millionen-Bereich - das ist es auch, wovon ein Sportler träumt. Neben Titeln und der Möglichkeit, mit seinem Hobby Geld zu verdienen.
Auch da wird auf erfrischende Art der Unterschied zum nur bronze-behängten Sommermärchen deutlich. Jedem weltmeisterlichen Handballspieler sind als Prämie 15 000 Euro sicher. Das ist zwar auch Rekord - wie die Zuschauerzahl von 700 000. Für diesen Betrag käme ein kickender Weltchampion nicht mal zu einer Autogrammstunde, geschweige denn, dass er eine komplette WM spielen würde.
Aufregen tut sich darüber keiner beim kleineren Ballbruder. Fußball ist eben Fußball, und Handball ist Handball, sagt der Philosoph aus dem Oberbergischen. Recht hat der Bundestrainer. Und das ist gut so.
Die Frage, wie die neuen Helden 17 WM-Tage ohne ihre besseren Hälften ausgekommen sind, sollen jetzt andere stellen. Dass Handballer die besseren Partys feiern können, ist eh klar. Dazu müssen sie nicht einmal Weltmeister werden.
Na dann, Prost!

Artikel vom 05.02.2007