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In der Ruhe liegt die Kraft

Christian Eigler verzichtet in seinem Tatendrang auf große Worte

Von Dirk Schuster
Bielefeld (WB). In der Ruhe liegt die Kraft. Darum ist Christian Eigler auch nicht nervös geworden, als ihn Thomas von Heesen trotz einer starken Rückrundenvorbereitung zum Auftakt gegen Hamburg nur auf die Bank setzte. Am Samstag im Fußball-Bundesligaspiel gegen Mönchengladbach (15.30 Uhr, SchücoArena) steht der Stürmer in Arminias Anfangself.

Grund für den sicheren Startplatz ist nicht zuletzt Eiglers herausragende Leistung bei der Partie am Dienstag in Stuttgart (2:3). Nicht nur Trainer von Heesen, auch Eiglers Mitspieler (Mathias Hain: »Alle außer Christian waren schlecht«) lobten den 23-Jährigen für seinen engagierten Auftritt. Eigler nimmt die Komplimente dankend zur Kenntnis, pflegt aber seinen bescheidenen Stil und sagt: »Ich denke, meine Leistung war ein Schritt in die richtige Richtung, den es gegen Gladbach aber zu bestätigen gilt.«
Was bei anderen klingt wie auswendig gelernt und aufgesagt, hört sich bei Eigler an, als stecke wirklich etwas dahinter. Er ist nunmal ein schnörkelloser Typ, dieser Franke. Genau so redet er. Und genau so spielt er Fußball. Schneller Antritt, guter Schuss - Tor. So traf er zuletzt beim VfB, auf diese Weise erzielte er auch seinen Hinrunden-Treffer gegen Aachen.
Weder damals noch am Dienstag konnte der höchst gelungene Abschluss den Angreifer aber zu extravagantem Ausdruck seiner Freude animieren. Noch nichtmal die Eheschließung mit seiner langjährigen Lebensgefährtin Carolin wirkte sich auf seinen Jubel aus. Andere Spieler, daran sei erinnert, haben sich durch derart einschneidende private Veränderungen schon zu allen möglichen Gesten aufgefordert gefühlt. Eigler nicht. Er verzog nach seinem Traumtreffer im Daimler-Stadion ja nichtmal eine Miene. Drängt sich also die Frage auf: Sind Sie ein Typ, der sich mehr nach innen freut, Herr Eigler? »Na ja, ich gebe zu, ich hatte mir schon etwas ausgedacht, wie ich jubeln könnte. Aber dann habe ich es lieber doch gelassen.« Was, behielt er für sich.
Insgesamt drei Saisontore stehen nach 19 Partien auf Eiglers Bundesligakonto zu Buche. Sein erstklassiger Premierentreffer glückte ihm schon beim Saisonauftakt. Nach dem 1:1 in Hamburg zählte er vier weitere Spiele hintereinander zur Anfangself. Dann war erstmal Sendepause.
Doch den Glauben an die eigene Stärke hat der Torschützenkönig der vergangenen Zweitligasaison (18 Treffer für Greuther Fürth) auch auf Arminias Reservebank nicht verloren. Und bewies spätesten mit besagtem Blitztor gegen Aachen (84. eingewechselt, 85. getroffen), dass ihn besser niemand abschreiben sollte.
Doch verbal hat er weder vorher noch nachher den Anspruch auf mehr Spielanteile reklamiert. Wer aber glaubt, Eigler sei deshalb der immer nette Junge von nebenan, sollte sich mal bei einem der chinesischen Nationalspieler erkundigen, der während des Wintertrainingslagers in Spanien in einem Testspiel gegen die Arminia Eiglers Bekanntschaft machte. Nachdem Eigler von seinem Gegenspieler wiederholt unfair attackiert wurde, teilte er dem chinesischen Kontrahenten erst in Worten mit, was er von ihm hielt, um diese Meinung dann auch körperlich zu untermauern. Der Chinese hatte verstanden.
Am Samstag heißt der Gegner nicht China, sondern Mönchengladbach. Und während nicht wenige in den Borussen wegen ihres Trainerwechsels einen brandgefährlichen Kontrahenten sehen, bleibt Eigler ganz gelassen: »In den paar Tagen, die Jos Luhukay jetzt Trainer ist, konnte auch er nicht viel ausrichten.«

Artikel vom 03.02.2007