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Frech und hintergründig

Besondere Sigmar-Polke-Ausstellung in Baden-Baden

Sigmar Polkes Werk »Der Ritter II« aus dem Jahr 1992« im Museum Frieder Burda.Foto: dpa

Von Susanne Kupke
Baden-Baden (dpa). »Höhere Wesen befahlen: rechte obere Ecke schwarz malen!« Der Maler hielt sich daran. Und so entstand 1969 mit dem gleichnamigen Titel eines jener hintergründig-ironischen Bilder, die Sigmar Polkes Markenzeichen werden sollten. Von diesem Samstag an wird der international gefragte Kölner Künstler mit einer Retrospektive im Baden-Badener Museum Frieder Burda gewürdigt. Bis zum 13. Mai können Besucher anhand von mehr als 170 Arbeiten die verschiedenen Facetten eines der wichtigsten deutschen Gegenwartskünstler erleben - und dabei auch jede Menge schmunzeln.
Das Besondere der Schau: Erstmals haben sich drei private Sammler mit ihren hochkarätigen Sammlungen zusammengetan, um einen mehr als vier Jahrzehnte umfassenden Überblick über den Künstler zu geben - und auch einen ungewöhnlichen Einblick in die Welt der Sammler. »Wir alle drei verehren Polke und sammeln ihn jeder auf seine eigene Art«, sagt Frieder Burda.
Er ist seit vielen Jahren von dem Maler fasziniert und hat mit Arbeiten aus allen Schaffensperioden eine der bedeutendsten Polke- Sammlungen. Der schwäbische Unternehmer Josef Froehlich ist hingegen vorwiegend an frühen Werken interessiert, während der Kölner Arzt Reiner Speck eher den intellektuellen Zugang sucht.
Das durch Experimentierfreude und Stilmix gekennzeichnete Werk des 1941 in Schlesien geborenen Künstlers hat in Baden-Baden der renommierte Ausstellungsmacher Götz Adriani zusammengeführt. Zu sehen sind 60 großformatige Bilder und mehr als 110 Arbeiten auf Papier von 1963 bis 2005.
Polkes oft farbenfrohe Raster-, Lack- oder Stoffbilder sind auf den ersten Blick zunächst meist ungeheuer dekorativ. Doch sei es das »Schwimmbad«-Bild ohne Wasser oder der »Dürer Hase« als Stoffmusterapplikation - auf den zweiten Blick lugt fast immer augenzwinkernd der Künstler hervor. Der »Wechsel von Erkennbarkeit und Nicht-Erkennbarkeit« interessiert Polke, wie er selbst einmal sagte. Bekannt wurde er vor allem durch den von ihm mitbegründeten »Kapitalistischen Realismus« und seine ironischen Anspielungen auf die Pop-Art.
Freches und Hintergründiges lauert vor allem in Polkes Zeichnungen; etwa in der Serie der Kartoffelgesichter nebst »Mann mit Möhre« oder »Frau mit Hund« sowie der ungewöhnlichen Hommage an seinen (früheren) Maler-Freund Gerhard Richter (»Mach mich glücklich - nur mit Richter«). Das Lachen bleibt dem Betrachter dabei oft im Hals stecken, etwa bei dem kleinen Blatt »Darf man Kinder auslachen?«.
Nach Baden-Baden ist die Ausstellung vom 22.6. bis zum 7.10. im Museum Moderner Kunst in Wien zu sehen. Der Katalog kostet 28 Euro.

Artikel vom 03.02.2007