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WM-Helden von einst
sind als Fans live dabei

Dieter Waltke und Rainer Niemeyer tippen auf DHB-Sieg

Von Gunnar Feicht
Hille (WB). 1978 ließen sie sich in der Bröndby-Halle zu Kopenhagen feiern, am Sonntag drücken sie in der Köln Arena dem deutschen Team die Daumen: Dieter Waltke und Rainer Niemeyer, Ostwestfalens Handball-Weltmeister von einst, sind morgen selbst Fans ihrer designierten »Nachfolger«.
WM-Held im Tor. Rainer Niemeyer.
WM-Held im Feld: Dieter Waltke.

»Die Jungs haben es verdient. Nach 29 Jahren ist Deutschland einfach wieder dran mit dem WM-Titel.« Rainer Niemeyer ist sicher, dass gegen Polen der Heimvorteil sticht: »Das ist bei ebenbürtigen Gegnern auf diesem hohen Niveau oft der ausschlaggebende Faktor.« Der 51-Jährige Sonderschullehrer, der wie Waltke auch heute noch in seiner Heimatgemeinde Hille lebt, kann es beurteilen: Als Torwart von Grün-Weiß Dankersen war er Meister und Pokalsieger, als Trainer hat er GWD in der Bundesliga gecoacht.
Dieter Waltke (53), Meister mit GWD und 1981 Europacupsieger mit TuS Nettelstedt, rechnet ebenfalls mit einem knappen Plus des Gastgebers: »Die Polen sind sehr gut besetzt, aber Heiner Brands Team hat sich gegenüber der Niederlage im ersten Spiel in allen Bereichen gesteigert.« Der ehemalige Klasse-Linksaußen, den alle nur »Jimmy« rufen, glaubt: »Wenn die Euphorie bis Sonntag andauert, müssten wir es schaffen.«
Die Begeisterung in Deutschland hat die Helden von einst verblüfft. »Man spürt überall, dass richtig was abgeht. Auch im Unterricht ist Handball plötzlich das große Thema«, sagt Waltke, Lehrer für Sport und Geschichte am Söderblom-Gymnasium Espelkamp.
Niemeyer ergänzt: »Diese Dimension an Stimmung und Atmosphäre ist mit 1978 überhaupt nicht zu vergleichen.« Knapp 2000 Fans mögen es gewesen sein, die das deutsche Team am 5. Februar 1978 unter den 7000 in Kopenhagen gegen den turmhohen Favoriten UdSSR unterstützten. Der 20:19-Erfolg galt als Sensation - »denn wir wussten zwar um unser Potenzial, hatten aber als sehr junge Mannschaft keine großen Erwartungen«, sagt Rainer Niemeyer, der im Endspiel für sieben Minuten Star-Keeper Manfred Hofmann ablöste. »Das aktuelle Team musste eine gewaltige nervliche Anspannung und hohen Erwartungsdruck meistern - kein Vergleich zu damals.«
Einen legendären Ruf als Joker erwarb sich »Jimmy« Waltke: »Trainer Vlado Stenzel hatte mich zuvor nicht aufgestellt, ich war kurz davor, abzureisen. Und dann sagt er mir plötzlich: Du spielst morgen im Finale.« Der damals 24-Jährige kam in der zweiten Hälfte für Arno Ehret, traf dreimal in Serie. 16:12 - die Vorentscheidung. »Ich wusste, was ich konnte und war nicht nervös. Aber diese Minuten habe ich wie im Rausch erlebt.« Und wer ist Sonntag Deutschlands Joker?

Artikel vom 03.02.2007