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Von Michael Schläger

Bielefelder
Optik

Durchgegangen


Tief gebeugt wird in diesen Tagen ein städtischer Mitarbeiter durchs Rathaus schleichen. Er hat es von 2002 bis 2006 schlicht versäumt, den Schaustellern eine Rechnung für die Platzmiete zu schreiben, wenn diese an der Radrennbahn ihre Oster- und Herbstkirmes abgehalten haben. Die Außenstände belaufen sich auf nahezu 150 000 Euro. 60 000 davon müssen wahrscheinlich sogar abgeschrieben werden, weil die Forderung verjährt ist.
Den Schaustellern ist kein Vorwurf zu machen. Wer meldet sich schon freiwillig, wenn eine Rechnung nicht pünktlich kommt?
Es wäre aber auch völlig verfehlt, nur dem städtischen Bediensteten die Schuld an der blamablen Panne in die Schuhe zu schieben. Für ein Bauernopfer taugt der Fall nicht. Er offenbart vielmehr, dass in der Stadtverwaltung die Buchführung nicht funktioniert, Kontrollmechanismen außer Kraft gesetzt zu sein scheinen.
Da helfen auch keine Entschuldigungen wie die, dass bei der Einführung des neuen Buchführungs-Computerprogramms SAP manches durcheinander gelaufen sei. Einnahmen von jährlich rund 30 000 Euro dürfen nicht einfach in Vergessenheit geraten. Wenn's dem Sachbearbeiter durchgeht, sie einzufordern, dann muss wenigstens das Controlling darauf stoßen.
Am Montag beginnen im Finanzausschuss des Rates die Schlussberatungen für den Hauhalt 2007. Man darf fast sicher sein, dass am Ende der Beratungen wieder über Kleinbeträge in der Größenordnung jener 150 000 Euro gestritten werden wird. Die einen werden sagen: »Das können wir uns nicht leisten.« Die anderen werden die Notwendigkeit der Ausgabe betonen.
Vor dem Hintergrund des Milliardenbetrages, um den es beim Stadtetat geht, wirkt das zuweilen absurd. Mit dem Wissen darum, dass es die Stadt, wie es scheint, nicht nötig hat, sich auch um kleinere Einnahmepositionen zu kümmern, wirkt es noch absurder.

Artikel vom 03.02.2007