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Bundestrainer Poste
regt »Umdenken« an

Die Badminton-Elite und der olympische Traum 2008

Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Im vorolympischen Jahr leuchtet das kleine Licht immer heller: Unter der Regie von Chefbundestrainer Detlef Poste ist der deutsche Badmintonsport international hoffähig geworden. 2006 war das erfolgreichste Jahr überhaupt in der Verbandsgeschichte. Deutsche auf vorderen Ranglistenpositionen schüren aktuell die Hoffnung, dass 2008 in Peking erneut ein stattliches DBV-Olympiaaufgebot an den Start gehen darf.

Ob Xu Huaiwen, Nicole Grether, Juliane Schenk, Björn Joppien oder Roman Spitko: Die Topleute werden ab Mai rastlos durch die Badmintonwelt tingeln, um sich auf der Hatz nach Punkten in den Weltranglisten möglichst weit vorne zu positionieren. »Es gibt nur elf Spieler, die eine realistische Chance auf Peking haben,« sagt Detlef Poste, der aber schon weiter denkt. »Einige sind bereits im Aufbau für 2012.«
Für den DBV-Vizepräsidenten Dietrich Heppner (Referat Leistungssport) ist der akribische Arbeiter Poste ein Schlüssel für den deutschen WM- und EM-Medaillensegen in 2006. »Ein Badminton-Verrückter im positivsten Sinne. Einer, der keinen Dienst nach Vorschrift verrichtet und mit seinem Idealismus alle ansteckt, alle mitreißt.« Ausgestattet mit »Leidenschaft« und einem »guten Teamspirit« - diese Attribute bekamen die Besucher der 55. Badminton-DM in der Seidensticker Halle überzeugend serviert - habe sich das deutsche Badminton langsam an die Spitze geschoben, stehe nun aber an einer schwierigen Schwelle. Natürlich dreht es sich ums liebe Geld. »Wir haben jetzt ein vermittelbares Produkt,« wirbt Heppner um neue Sponsoren. Mit dem ausgereizten 600 000-Euro-Etat pro Jahr für die Nationalkader steht Deutschland in der Badminton-Geldrangliste nur auf 25, sportlich die Frauen (3.) und Männer (12.) aber ungleich höher. Zum Vergleich: Der Badmintonsport in England werde mit 6 Millionen Euro gefördert, so Poste.
Fraglos wird Badminton weltweit immer professioneller organisiert. Davon zeugt nicht zuletzt die Einführung der zwölf Super Series-Turniere, bewertet mit sechs Sternen. Preisgeld-Minimum: 200 000 Dollar. Zum Vergleich: Die Yonex German Open in Mülheim, Deutschlands größtes Spektakel (27.2. bis 4.3.), sind mit 80 000 Dollar Preisgeld ausgestattet. »Für unser Denken bedeutet das einen Wandel. Andere Nationen gaben richtig Gas. Wir werden Ende 2008 einige Grundsatzentscheidungen treffen müssen,« überlegt Detlef Poste laut und wünscht sich ein »klareres Bekenntnis zum Leistungssport«, im Idealfall von der Politik.
»Wir müssen unser System hinterfragen. Studium und Leistungssport oder eine halbe Stelle und Leistungssport wird bald nicht mehr funktionieren.« Denn die Elite müsse fortan verstärkt bei den lukrativen Events in Asien aufschlagen. »Es gilt, eine individuelle Professionalisierung voranzutreiben, unser bestehendes System zu nutzen und zu optimieren, um mit neuen Mitteln Zusatzpakete für einzelne Spielerinnen und Spieler zu schnüren.« Sport

Artikel vom 05.02.2007