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Drei Matchbälle vergeben

55. Badminton-DM: Pech für das Damendoppel Mazurek/Exner

Bielefeld (WB-fbr/jm). Alle 25 Sekunden erneuert die Webcam in der Seidensticker Halle ihr Bild. Der Live-Eindruck von den fünf Courts bei den 55. Deutschen Meisterschaften im Badminton ist bundesweit dermaßen begehrt, dass die Homepage des Veranstalters gestern der großen Zahl der Zugriffe nicht mehr standhielt und blockierte. »Unser Server in Rosenheim ist abgestürzt,« berichtet Organisator Axel Seemann.

Der Auftakt des zweiten Tages der Badminton-DM war noch einmal einem Lokalmatadoren-Quartett vorbehalten. Im Herren-Doppel wartete auf Jan Blomeyer und Falko Bittner (beide BC Ajax Bielefeld) eine unlösbare Aufgabe: Sie mussten gegen die Nummer zwei der Setzliste, Tim Dettmann (SG EBT Berlin) und Johannes Schöttler (VfL 93 Hamburg) antreten. Entsprechend überlegen starteten die beiden Favoriten, führten schnell mit 7:1. »Wir hatten Schwierigkeiten mit dem Tempo, denn immerhin spielen die Bundes- und wir nur Landesliga«, meinte Jan Blomeyer. Einen Satz, den das Ajax-Duo schnell mit 7:21 abgeben musste, brauchten die Bielefelder, um sich ans Niveau zu gewöhnen. »Wir haben taktisch besser agiert und das Tempo etwas rausnehmen können«, erklärte Falko Bittner, warum der zweite Satz nicht mehr so einseitig verlief. Die Bielefelder boten der kleinen Fangemeinde einige Ballwechsel und schafften doppelt so viele Punkte wie im ersten Satz (14:21). »Wir sind zufrieden, haben zweistellig gepunktet und im zweiten Satz auch ein wenig mitspielen können. Es war interessant, gegen solch ein Doppel zu spielen«, so Bittners Schlussfazit.
Bessere Möglichkeiten als die Kollegen rechnete sich das Damen-Duo Jacqueline Mazurek (BC Ajax) und Eliane Exner (TuS Eintracht) im Damen-Doppel gegen Eva Schramm (VfL Berliner Lehrer) und Katja Stolte (Delmenhorster FC) aus. Der Optimismus war keineswegs unbegründet, entwickelte sich doch ein Spiel mit zwei Duos auf Augenhöhe. Der Beginn der Lokalmatadorinnen war schleppend, es gab eine Abstimmungsprobleme. »Wir verstehen uns im Doppel sehr gut, doch wir hatten lange nicht mehr zusammen gespielt«, erklärte Mazurek den stotternden Start, der mit einem 16:21-Satzverlust endete. Mit dem gleichen Resultat schafften die Bielefelderinnen den Ausgleich. Dramatisch und spannend dann der dritte Durchgang, der in die Verlängerung ging. Dreimal hatte das heimische Duo einen Matchball (21:20, 22:21, 24:23), doch es fehlte das Quäntchen Glück zum Sieg. Nach 44 Minuten und damit das längste Damen-Doppel der ersten Runde verwandelten Schramm/Stolte den vierten Matchball zum 27:25. »Wir haben alles riskiert. Uns fehlte nur etwas Glück. Ich habe noch nie solch eine lange Satzverlängerung gespielt«, meinte Jacqueline Mazurek, die es dann eilig hatte, um ihre berufliche Tätigkeit bei der Sparkasse Bielefeld anzutreten.
Die rund um die Seidensticker Halle vorgefundenen Rahmenbedingungen begeistern die Protagonisten wieder einmal. »Hier passt einfach alles. Bielefeld hat die Messlatte für Deutsche Meisterschaften hoch gelegt,« lobt etwa der sechsmalige deutsche Einzelmeister Björn Joppien.
Der einzige Wermutstropfen: Irgendwie geht es an der Region vorüber, dass hier an vier Tagen Spitzen-Badminton geboten wird. Der Werbeffekt, den solch eine namhaft besetzte DM für heimische Vereine ausstrahlen kann, verpufft am Teuto Jahr für Jahr. Auch Thomas Loetzke (SV Brackwede) aus der Turnierleitung, der die zwölf Badmintonvereine im Stadtsportverband repräsentiert, ist da ratlos. »Als Schulsport ist's beliebt, doch darüber hinaus sind nur wenige bereit, Zeit zu investieren.« Zudem sei Badminton die einzige Disziplin, bei der Damen und Herren gemeinsam eine Mannschaft bilden würden. »Und da fehlt es uns oft an geeigneten weiblichen Nachwuchstalenten.«
Auf jeden Fall hat diese Sportart dringend einen Anschub nötig. Seit zwei Jahren wird »mangels Interesse der Klubs«, wie Loetzke bedauert, keine Stadtmeisterschaft mehr ausgespielt.
www.dm-badminton.de

Artikel vom 03.02.2007