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Berlin diskutiert ein nationales
Freiheits- und Einheitsdenkmal

Pläne für den 20. Jahrestag der Wiedervereinigung am 9. November 2009

Von Michael Robrecht
Berlin (WB). Ein »Nationales Freiheits- und Einheitsdenkmal« soll zum 20. Jahrestag des Mauerfalls im November 2009 auf dem Berliner Schlossplatz nach dem Willen der »Deutschen Gesellschaft« sowie zahlreicher Parlamentarier und Prominenter errichtet werden.
Die Mitte der alten Mitte Berlins ist immer noch eine klaffende städtebauliche Wunde. Derzeit wird der ehemalige Palast der Republik endgültig abgerissen. Der Neubau des Stadtschlosses soll 2010 beginnen.

Einer der Köpfe hinter dem Projekt ist Florian Mausbach, aus Höxter stammender Präsident des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung. Die Denkmal-Idee hat gute Chancen.
Eine erste öffentliche Anhörung mit dem früheren DDR-Ministerpräsident Lothar de Maizière (CDU) sowie dem Publizisten Alfred Grosser und dem Theologen Richard Schröder hat in Berlin ein breites Interesse an dem Einheitsmahnmal ausgelöst. Die Initiatoren nehmen mit ihrem Vorstoß einen überparteilichen Gruppenantrag von 117 Bundestagsabgeordneten vom April 2000 auf.
Das Denkmal solle »an die friedliche Revolution vom Herbst 1989 erinnern, die einen dauerhaften Platz im öffentlichen Gedächtnis verdient hat«, sagen die Denkmalbefürworter Lothar de Maizière, Günter Nooke, Florian Mausbach und Jürgen Engert, Ex-Chefredakteur des Senders Freies Berlin. Die Bundesregierung wird aufgefordert, in Erinnerung an jene Ereignisse von 1989 und die staatliche Einheit Deutschlands am 3. Oktober 1990 ein solches Denkmal bis 2009 zu errichten.
Die Gedenkstätte könnte nach Meinung der Initiatoren an einem zentralen Ort in der deutschen Hauptstadt, möglichst auf dem Sockel des alten Nationaldenkmals (Reiterdenkmal Kaiser Wilhelms I.) auf der Berliner Schlossfreiheit (siehe Foto links unten) gebaut werden. In unmittelbarer Nachbarschaft hat die frei gewählte Volkskammer der DDR getagt und am 23. August 1990 den Beschluss zum Beitritt zur Bundesrepublik gefasst, sagen die Initiatoren. Die große Demonstration mit einer Million Menschen auf dem Berliner Alexanderplatz fand in unmittelbarer Nähe statt. Den Gruppenantrag des Bundestages hat im Jahr 2000 auch die heutige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) unterzeichnet.
Vom Stadtschloss aus sei Deutschland unter Bismarck zum ersten Mal von oben geeint worden. Dafür habe das pompöse Reiterdenkmal gestanden. Der gewaltige Sockel harre nun einer neuen Bestimmung. Ein Freiheits- und Einheitsdenkmal der friedlichen Revolution wäre für Florian Mausbach und seine Mitstreiter zugleich Überwindung und Vollendung: Überwindung eines martialischen Nationalismus und Vollendung der demokratischen Revolution von 1848.
Lothar de Maizière, der einzige frei gewählte Ministerpräsident der DDR meinte, es sei an der Zeit, den Freiheitsgedanken mit einem Denkmal zu würdigen.
In der ersten öffentlichen Anhörung mit Bürgern im Roten Rathaus wurde auch deutlich, dass die Meinungen über Ort und Gestaltung eines solchen Denkmals weit auseinander gehen. Statt eines weiteren Denkmals sollte ein Ort der Begegnung am Schlossplatz geschaffen werden, fordern die Kritiker.
Die Inschrift des neuen Einheitsdenkmals steht für die Befürworter schon fest: »Wir sind das Volk, wir sind ein Volk«. Alfred Grosser sagte, ein Einheitsdenkmal könnte einen neuen Anfang in der deutschen Geschichte symbolisieren, die Entlassung Deutschlands in die weltpolitische Mündigkeit.
Zu Diskussionen wie in Berlin soll dieses Jahr noch in anderen Städten eingeladen werden. Denn das Denkmal muss ein gesamtdeutsches werden, so die »Deutsche Gesellschaft« (DG).
www.deutsche-gesellschaft-ev.de

Artikel vom 02.03.2007