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Pfarrer Armin Piepenbrink-Rademacher: Seriöses Projekt

Nicolai-Pfarrer: »Wir wollen die Kirche stärken«


Zur gestrigen Berichterstattung des WESTFALEN-BLATTS über die Nicolai-Pläne nimmt Pfarrer Armin Piepenbrink-Rademacher Stellung. Der kritischen Kommentierung von WB-Redakteur Manfred Matheisen müsse er »in Geist und Inhalt« widersprechen, vielleicht sogar »aufklären«. Der Pfarrer schreibt:
Sie halten uns, in Sonderheit mir vor, mit unserem sorgsam bedachten Konzept gewissermaßen orientierungslos dem Zeitgeist hinterherzulaufen. Sie wissen besser, dass wir gerade das nicht in unserer breit akzeptierten StadtKirchenArbeit und in einem sehr weit gefassten kirchenmusikalischen und gottesdienstlichen Angebot in der Altstädter Nicolaikirche tun.
Allerdings, wir müssen uns, wie alle anderen Kirchen auch, den Erfordernissen und den Sachzwängen der Zeit stellen und das heißt - leider - sich intensiv um den Erhalt auch unserer Kirchen und Gemeinden zu kümmern. Nicht zuletzt unser Präses Alfred Buß bittet die Gemeinden, neben allen Einsparungen vor allem auch Wege der Einnahmesteigerungen zu suchen und zu finden. Zahlreiche Kirchenschließungen, auch in unserer Stadt, Haushaltssicherung und damit Verlust der Eigenständigkeit sind kein »Spiel«, eine eventuelle Fremdübernahme gefährdet auch die geistliche Identität einer Gemeinde wie der unsrigen, die in Bielefeld eine über 770 Jahre lange Geschichte hat.
Bedenken Sie: nach dem verheerenden Bombenangriff auf die Stadt Bielefeld am 30. September 1944 wurde auch unsere Kirche bekannterweise bis auf die Grundmauern und den Turmstumpf zerstört. Gegenüber der alten Nicolaikirche wählte man beim Wiederaufbau mutig einen neuen »modernen«, schlichten Neubau des Kirchenschiffes, schließlich auch des Turmaufbaues.
Jetzt fordern die finanziell extrem bedrängten Zeiten erneut großes, ungewöhnliches Engagement, um die Arbeit in unserer Kirche und auch das Kirchengebäude selbst in seinem Erhalt zu sichern.
Wissen Sie, dass seit langem zahlreiche Fachleute an einem stets weiter verfeinerten Konzept arbeiten und dabei die Eingaben der zu beteiligenden Gremien aufnehmen und umsetzen? Warum diskreditieren Sie eine solche sorgfältige Arbeit durch Begriffe wie 'Verschandelung mit einem modernistischen Gebilde'?
Eine andere Meinung zu haben, in allen Ehren, aber das ist nun wirklich keine sachgerechte Bewertung der bisher geleisteten Arbeit. Nein, ich »jubiliere« auch nicht, dafür ist das ganze Unternehmen viel zu anstrengend, aber ich bin erfreut über eine große Kooperationsbereitschaft und auch über nachhaltige Unterstützung in konzeptioneller und in finanzieller Hinsicht.
Und dann: »abenteuerlich«, ich zitiere Sie, ist Ihre Verknüpfung des Turmprojektes mit der Rettung der Gemeindearbeit, nicht unsere Vorgehensweise. Da haben Sie etwas ganz falsch verstanden! Beides hat primär nichts miteinander zu tun: das eine ist die intensive und engagierte Gemeindearbeit meiner Kollegin Pfarrerin Heger und mir, das Andere ist dieses Projekt, das hinzu tritt zur weiteren geistlichen Arbeit, die hier auch in Zukunft geleistet werden soll. Die Wirtschaftlichkeitsberechnung und Marktanalyse sind seriös, nicht abenteuerlich!
Und auch das, was Sie mir vorhalten, wollen wir gerade nicht: die Kirche der Beliebigkeit preisgeben, sondern wir wollen uns stärken, weiterhin unsere Kernkompetenz als Kirche mitten in der Stadt geistlich wahrnehmen. Zusätzlich wollen wir verstärkt die vorhandene Ressource des großartigen Blickes vom Kirchturm nutzen, zum Wohle und zur Freude Aller.
Entgegen Ihrer Hoffnung, dies als ein episodenhaftes Gedankenspiel am liebsten dem Papierkorb preiszugeben, werden wir aus tiefer Überzeugung und mit Nachdruck an der Realisierung dieses in jeder Hinsicht seriösen und respektablen Projektes arbeiten.

Artikel vom 03.02.2007