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Sie sind noch da. Aber nicht mehr lange. Fußballer, die sich für einen neuen Verein entschieden haben. Erste Frage: Wie geht der alte Arbeitgeber damit um? Zweite Frage: Wie motiviert sind sie noch, die Kicker, die sich im Sommer verabschieden. Drei Wechsel-Fälle aus dem Oberhaus.

Schlaudraff-Druck

Sein letztes Tor für die Aachener Alemannia hat Jan Schlaudraff am 21. Dezember 2006 erzielt. Das 4:2 gegen die Bayern, der endgültige K.o. des Pokalverteidigers. Damals stand der Nationalspieler bereits in Verhandlungen mit den Münchnern und erzählte nach dem Schlusspfiff lächelnd, dass er seinen Trainer vorher gebeten hatte, ihn doch nur ein paar Minuten einzusetzen. Das war natürlich ein Scherz.
In Liga-Runde 22 trifft Aachen am Tivoli erneut auf die Bayern. Und da hört der Spaß auf. Für Alemannia. Für München. Aber auch für Schlaudraff. Der Aufsteiger will nicht absteigen. Der Rekordmeister muss unbedingt den Anschluss zur Spitze verkleinern.
Ein Spiel, in dem es um viel geht. Und mittendrin der Angreifer Schlaudraff, der noch das gelbe Aachener Hemd trägt und gegen die »Roten« aus München stürmen wird. Aber wie? Um seine persönliche Situation ist er nicht zu beneiden. Er soll für Kellerkind Alemannia treffen - und träfe damit gleichzeitig seinen neuen Verein. Tore gegen den Abstieg? Oder lieber kein Tor, weil dann Bayerns Chancen sinken könnten?
Schlaudraff hat sicher schon angenehmere Spiele gehabt.

Schäfer-Einsatz

Das Duell mit dem designierten Arbeitgeber durfte Raphael Schäfer schon absolvieren. Die Nummer 1 des 1. FC Nürnberg sah da beim Gegentor gar nicht gut aus, war anschließend aber trotzdem fein raus. Denn die stürmischen Kollegen hatten den Patzer ausgebügelt, der VfB Stuttgart ging zum Rückrundenauftakt mit 1:4 unter.
Vorher hatte Club-Trainer Hans Meyer kurz überlegt. Was nun? Was tun? Schäfer raus? Oder Schäfer rein? Der Schlussmann wechselt schließlich im Sommer ins Schwabenland, da war der Auftritt gegen den VfB vielleicht ein Sicherheits-Risiko. Meyer entschied sich für die Nominierung seines zuverlässigen Torwarts.
Und inzwischen wurde in Nürnberg der »Fall Schäfer« gelöst. Der Wechsel-Kandidat ist kein Wackel-Kandiat, er genießt in den restlichen Partien das volle Vertrauen von Vorstand, Trainer und Teamkollegen. Eine professionelle Lösung. Auch wenn der Kapitän demnächst von Bord geht, im Tor darf er bis zum Abschied bleiben.

Dejagah-Abschied

Die Berliner Hertha hat sich da anders entschieden. Ashkan Dejagah spielt in der kommenden Saison für den VfL Wolfsburg. Die Konsequenz: In der Bundesliga darf er im Hertha-Trikot von sofort an nicht mehr an den Ball. Der Stürmer wurde in die Regionalliga strafversetzt, kickt nur noch in der Regionalliga Nord.
Die Quittung eines beleidigten Managers? Da sagt Dieter Hoeneß ganz entschieden »Nein«. Er fühlt sich unter Druck gesetzt. Die Forderungen, die Dejagah über seinen Berater gestellt haben soll, sind angeblich maßlos überzogen.
Wenn das stimmt, dann hat Hertha die richtige Entscheidung getroffen. Ein Zeichen von Stärke. Auch auf die Gefahr hin, dass die Liga-Elf dadurch geschwächt werden könnte. Denn hier gehörte Dejagah zum Stammpersonal.
Klaus Lükewille

Artikel vom 17.02.2007