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Der »höchste Fußballplatz«
hat sogar eigenes Flutlicht

Heilers Fahrzeughalle trägt ein grünes Rasenkleid

Von Michael Diekmann
und Hans-Werner Büscher (Foto)
Bielefeld (WB). Entscheidend ist auf«m Platz, befand einst Sepp Herberger. Denkste! »Entscheidend ist auf«m Dach«, sagt Udo Heiler. Norddeutschlands renommiertester Sportplatzbauer hat sich ein höchst exklusives Kleinfeld angelegt: 15 mal sechs Meter in luftiger Höhe.

Das Dach der Fahrzeughalle an der Bokeler Straße hat zehn Grad Neigung. Um so besser kann der Chef vom Schreibtisch aus einen Blick auf den ungewöhnlichen Rasenplatz werfen, der nicht nur Kunden verblüfft, sondern auch ganz normale Passanten, die sich beim Anblick des luftigen Sportplatzes glatt den Hals verdrehen. »Abends ist die Sache besonders effektvoll«,erzählt Heiler, der zusammen mit seinem Bruder Michael und einem höchst engagierten Team mittlerweile neun von 18 Bundesliga-Plätzen mit bestem Fußballrasen versorgt. Abends, schmunzelt Heiler, wird das Flutlicht eingeschaltet. Die vier Masten stehen an den Eckpunkten des Platzes, der aus bestem holländischem Rasen entstanden ist.
Die Idee zum Dachrasen hatte Heiler bereits vor einiger Zeit gehabt. Das alte Hallendach war sehr schlecht isoliert. Wie hoch der Wärmeverlust war, offenbarte am besten das schnelle Wegtauen von Schnee. Also machte sich Heiler an die Planung der Erneuerung. Aus Vlies, Dämmschicht, Folie und dem für normale Dachbegrünung üblichen Substrat wurde die Tragschicht gebaut, dann kam der Rasen an die Reihe.
Sogar eine Bewässerung für heiße Sommertage ist eingebaut. Und rund um das Kleinfeld eine Induktionsschleife. An der hangelt sich tagaus, tagein der vollautomatische Rasenmäher entlang. Heiler: »Schließlich kann dort oben nicht ständig jemand mähen.« Der Rasenplatz ist ohnehin nicht für sportliche Aktivitäten gedacht, sondern als Beispiel für eine Dachbegrünung, die einmal nicht auf den handelsüblichen Gewächsen aufbaut.
Im Normalfall, bestätigt der Rasenexperte, könnte eine ganze Reihe von Flachdächern mit Rasen begrünt und von den niedlichen Robotern gemäht werden. Kickvergnügen auf innerstädtischen Hochhausdächern, eingefasst im Drahtgitter - aber mit ungeheurer Fernsicht. Ein grünes Dach, befindet der erfolgreiche Unternehmer, ist keine Hexerei. Und damit die weißen Linien nicht nachgezogen werden müssen, hat Heiler sie aus weißem Kunstrasen eingezogen. Rollen wird der Ball dennoch nicht: Ohne Geländer kein Spielbetrieb.
Beim Anwachsen profitiert die ungewöhnliche Dachbegrünung übrigens ebenso vom milden Winter wie die Bundesliga-Stadien in Wolfsburg, Bremen und Frankfurt. Die hatte die Heiler-Mannschaft vor dem Rückrundenstart mit komplett neuem Grün ausgerüstet.

Artikel vom 15.02.2007