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Der Maschinenbau ist in
Bielefeld die halbe Miete

IHK-Umfrage: Konjunkturplus im Oberzentrum spürbar

Von Michael Diekmann
Bielefeld (WB). Ostwestfalen ist die Vorzeigeregion des Maschinenbaus. Und Bielefeld ihre Hochburg - mit rekordverdächtigen Zahlen: 37 Prozent des gesamten Bielefelder Industrieumsatzes kommen inzwischen aus dieser Sparte global erfolgreicher Spezialisten.

Dabei gehört der Maschinenbau nach Auskunft der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen (IHK) zu den Wachstumsmotoren schlechthin. Bereits 60,5 Prozent des gesamten industriellen Exports der Stadt kommen aus dieser Branche. Die konnte zudem ihre Mitarbeiterzahl 2006 um 2,8 Prozent steigern und beim Umsatz um 10,6 Prozent zulegen. Der Exportanteil, unterstreicht IHK-Hauptgeschäftsführer Thomas Niehoff, kletterte um 16,3 Prozent: »Auf hohem Niveau ist es erfahrungsgemäß schwieriger, weiter zu wachsen.« Die Bielefelder stabilisieren sich derweil mit ihrer Exportquote auf Bundesniveau, setzen sich vom zurückhaltenden Trend in NRW weiter ab. In OWL liegen die Bielefelder mit 35 Prozent Exportquote an zweiter Stelle hinter Paderborn (36,1 Prozent) und vor Gütersloh (31,9). Ebenso erfolgreich im Geschäft wie der Maschinen- ist der Fahrzeugbau.
Die Stimmung in der Wirtschaft ist gut. Das hat die Konjunkturumfrage der IHK seit dem Herbst ergeben und das gilt auch für Bielefeld. Zum starken Exportklima gesellt sich inzwischen auch eine gute Binnennachfrage. Und Ostwestfalen darf sich über ein seit Jahren vertrautes Phänomen freuen. Niehoff: »Wenn nach den Investitionsgütern auch die Sparte der Konsumgüter anzieht, blüht diese Region auf.« Gut 53 Prozent der Bielefelder Unternehmer bewerten ihre derzeitige Geschäftslage als gut, 41 Prozent als befriedigend, aber nur noch sechs Prozent als schlecht. IHK-Präsident Ortwin Goldbeck: »Die optimistische Stimmung in der Industrie dürfte auch in der nächsten Zeit für gute Ergebnisse sorgen.«
So gute Zahlen wie nach der aktuellen Umfrage hat man mindestens zehn Jahre nicht nennen können, freut sich Goldbeck. 32 Prozent der Bielefelder Industrieunternehmen erwarten steigende Umsätze, im Export wollen 32 Prozent wachsen und 67 Prozent mindestens auf hohem Niveau bleiben. In der Industriebeschäftigung dürfte der Aufschwund indes erst nach und nach sichtbar werden. Die Zurückhaltung bei Einstellungen ist noch groß, analysiert Niehoff: Nur 24 Prozent wollen zusätzliche Arbeitsplätze schaffen.
Unter dem Strich hat die Beschäftigung im Oberzentrum aber schon zugenommen. Allerdings kommen die Impulse mehr aus Handel und Dienstleistung. Hier hat Bielefeld den höchsten Beschäftigungsanteil aller Kreise in OWL. Zur Dienstleistung (70,5 Prozent Anteil an Gesamtbeschäftigung) gehört auch die Zeitarbeit, die in Fertigungsbetrieben eine immer wichtigere Rolle spielt. Bereits die Hälfte aller Bielefelder Industriebetriebe ist zu 95 Prozent ausgelastet. Spitzen werden nicht selten durch Zeitarbeiter abgefangen. Wie stark der Bedarf an Fachkräften ist, unterstreicht Ortwin Goldbeck: »Es werden längst mehr Zeitarbeiter von Berieben fest übernommen, als den Zeitarbeits-Agenturen lieb ist.« Um so mehr appelliert der neue IHK-Präsident an die Unternehmen, den Faktor Ausbildung nicht aus den Augen zu verlieren und aktuell Vorsorge zu treffen für den kommenden Fachkräftemangel. Denn: Mehr Zeitarbeit steht auch für mehr Mobilität. Und damit sind Bielefelder Facharbeiter eben auch andernorts attraktiv.

Artikel vom 02.02.2007