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Hitzfeld entsetzt: »Ein Untergang«

Vor dem Heimspiel gegen Arminia: Bayerns neues Ziel ist jetzt Platz drei

Nürnberg (dpa). Auch Ottmar Hitzfeld kann nicht zaubern. Kopfschüttelnd verfolgte Bayern Münchens »Jahrhundert-Trainer«, wie die von ihm geplante Aufholjagd im Titelrennen mit der 0:3-Demütigung im Derby gegen den 1. FC Nürnberg wohl schon bei seinem Bundesliga-Comeback kläglich scheiterte.

»Dass es schwer wird, wusste ich. Dass es so schwer wird, ist überraschend. Jetzt weiß ich, dass noch viel Arbeit auf mich zukommt«, meinte der 58-Jährige. Die nächste Partie wird in sechs Tagen angepfiffen. Am Sonntag kommt Arminia Bielefeld.
Statt einer mit Punkten untermauerten neuen Kampfansage an Werder Bremen und Schalke 04 richten zu können, ist beim deutschen Fußball-Rekord-Meister Schadensbegrenzung angesagt. »Das primäre Ziel ist ein Champions-League-Platz«, sagte Hitzfeld: »Der dritte Platz ist wichtig für das wirtschaftliche Potenzial.« Im ersten Spiel nach seiner Rückkehr präsentierte die Truppe noch schlechter als unter seinem Vorgänger Felix Magath. Hitzfeld: »Wir sind untergegangen«
Auch für Franz Beckenbauer ist es nun »fünf vor zwölf«. Der Präsident stellte im ZDF-Sport-studio ernüchtert fest: »Es steckt genug Potenzial in der Mannschaft, um Dritter zu werden, nicht um Meister zu werden. Und es steckt Potenzial in ihr, um Real Madrid zu schlagen, nicht um die Champions League zu gewinnen.«
Nach dem schlechtesten Rückrunden-Start seit 1975 droht dem Tabellenvierten ein Debakel wie vor 32 Jahren, als das damalige Bayern-Ensemble mit Beckenbauer, Müller und Hoeneß im Jahr nach dem WM-Triumph im eigenen Land in der Bundesliga auf Platz 10 abstürzte. Damals rettete Dettmar Cramer als Nachfolger des ebenfalls im Januar gefeuerten Udo Lattek mit dem Europapokalsieg die Saison - ein derartiges Happy End in der Champions League mag man anno 2007 selbst dem zweimaligen Champions-League-Gewinner Hitzfeld nicht zutrauen. »Wir haben im Moment zu viele Baustellen«, stöhnte Hitzfeld.
Der stärkste 1. FC Nürnberg seit 20 Jahren deckte vor 47 000 begeisterten Zuschauern im ausverkauften Nürnberger WM-Stadion die Mängel des »FC Bayern 2007« nicht nur bei den Toren des Sturm-Trios Iwan Saenko (13.), Markus Schroth (71.) und Robert Vittek (86.) auf. Nach den 90 alarmierenden Minuten verfiel der Trainer Hitzfeld fast wieder in seine zuletzt ausgeübte Rolle als TV-Experte. Bei seiner Analyse blieben neben den Spielern auch Magath und die Vereinsführung nicht verschont. »Ich habe große Fehler in der Abstimmung gesehen, auch viele Undiszipliniertheiten«, rügte der Coach.
Insbesondere die Wackel-Abwehr mit Sagnol, Lucio, van Buyten und Lahm präsentierte sich wie schon beim 2:3 in Dortmund erneut als Chaos-Reihe. Hitzfeld hielt insbesondere Lucio dessen »unkluge« Vorstöße vor, Kapitän Oliver Kahn möchte er schnellstens als Wüterich erleben: »Ich wünsche, dass er wieder mal eine Kabinentür eintritt.«

Artikel vom 05.02.2007