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Luhukay gibt Gladbach
das Gesicht zurück

Trainer-Vertrag bis Saisonende - Gedenken an Heynckes

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
Bielefeld (WB). Für Krokodilstränen, die den Verflossenen hinterher geweint werden, ist die Fußball-Bundesliga eigentlich zu unsentimental. Vielleicht wäre es auch ein besserer Zug der Gladbacher Mannschaft gewesen, vorher etwas für Jupp Heynckes zu tun als erst mit dem 2:0 bei Arminia Bielefeld.

Nun riefen sie dem Trainer ein paar nette Worte nach: »Dieser Sieg war auch für Jupp Heynckes, der nicht so schlechte Arbeit abgeliefert hat, wie sie teilweise gemacht worden ist«, sagte Mittelfeldspieler Peer Kluge über den 61 Jahre alten Fußball-Lehrer, dessen 18 Jahre jüngerer Nachfolger wie ein guter Sohn über den ausgeschiedenen Trainersenior sprach: »Ich habe viel Respekt für Jupp Heynckes. Diesen Sieg widme ich ihm. Es ist unglaublich schade«, formulierte Jos Luhukay seine persönliche Abschiedserklärung.
Damit gleichzeitig einen neuen Anfang zu verbinden, war nach dem Abgang des »Alten« die Aufgabe des Niederländers. Nach dem ersten Auswärtstriumph der Saison entschied sich der Vorstand der Borussia gestern, auch weiter auf Jos Luhukay zu setzen. Der frühere Paderborner erhielt einen Vertrag bis zum Saisonende.
Eine andere Besetzung als Bank-Boss konnte der Klub auch kaum vornehmen, weil Luhukay Gladbach gleich wieder ein Gesicht gab. Er hätte das so nicht für sich in Anspruch genommen, aber die Vokabel gefiel ihm: »Die Mannschaft hat Gesicht gezeigt.« Als sie ihre anfängliche Nervosität abgelegt hatte, fand sie auch zu lange nicht mehr gesehenen Konturen und Kombinationen, die Luhukay nur loben konnte: »Wir haben guten Fußball gespielt.«
Für einen Abstiegskandidaten, der auf ein Dutzend nicht gewonnener Spiele zurückblickte, lieferte die Borussia eine beinahe schon souveräne Vorstellung ab. Während die hiflosen und leblosen Arminen in ihre Einzelteile zerfielen, präsentierte der Gegner ein funktionierendes Miteinander.
Jos Luhukay muss innerhalb kürzester Zeit wie ein Schweißer gearbeitet haben. Und ohne von Heynckes abzurücken, machte der Ex-Assistent in zurückhaltender Art klar, dass er die »Verbesserung des Wir-Gefühls« forciert und auch ganz schnell erreicht hat: »Ich arbeite etwas anders. Ich habe vielleicht auch eine andere Ansprache an die Spieler als er.«
Nachsichtige Gesprächsrunden für zu lange sieglose Sensibelchen plant jedoch auch Luhukay nicht, »letztlich kann sich eine Mannschaft immer nur selbst helfen.«
Torwart Kasey Keller findet sowieso, dass Konkurrenz im Fußball besser ist als Kuschelecken. »In einem Team muss jeder wissen, was er zu tun hat. Und er muss wissen, dass ein anderer kommt, wenn er seinen Job nicht macht. Da darf es keine Grauzone geben. Wenn wir uns daran halten, kommen wir da unten wieder heraus«, erklärte der Schlussmann.
Platz 16 kann Borussia schon am Samstag im direkten Duell an Nachbar Aachen abgeben. Im Derby ein »Dreier« - das ist Luhukays Wunsch für seine Heimpremiere. Bis dahin möchte er einen bekannten Mitarbeiter an seine Seite holen. Sein ehemaliger Paderborn-Partner Markus Gellhaus soll Assistent werden.

Artikel vom 05.02.2007