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Der 10. Schachweltmeister Boris Spasskij ist vor einigen Tagen 70 Jahre alt geworden. Den Titel hatte er von 1969 bis 1972 inne, dann verlor er den »Wettkampf des Jahrhunderts“ in Reykjavik gegen Robert Fischer. Zwei Jahre zuvor waren beide während der Schacholympiade in Siegen am Spitzenbrett Sowjetunion-USA aufeinandergetroffen - die brechend volle Siegerlandhalle sah einen verbissenen Kampf um Prestige und Selbstwertgefühl.


Grünfeld-Verteidigung

Weiß: Spasskij
Schwarz: Fischer

1.d4 Sf6 2.c4 g6 3.Sc3 d5 4.cd5 Sd5 5.e4 Sc3 6.bc3 Lg7 7.Lc4 c5 8.Se2 Sc6 9.Le3 0-0 10.0-0 Dc7 11.Tc1 Td8 Am beliebtesten ist jetzt 12.f4, um die Mehrheit im Zentrum zum Königsangriff zu verwenden, doch dann muss man mit 12...Lg4 rechnen, daher der Textzug. 12.h3 b6 13.f4 e6 14.De1 Sa5 15.Ld3 f5 Der Clou von Fischers Gegenspiel, er möchte die weißen Zentralfelder in Besitz nehmen. 16.g4! fe4 17.Le4 Lb7 18.Sg3 Sc4 Hier erscheint 18...Tf8 nebst eventuell Tae8 vorsichtiger. Danach könnte er sich mit Ld5 und Dc6 auf den weißen Feldern ausbreiten mit guter Stellung. 19.Lb7 Db7 20.Lf2 Dc6 21.De2 cd4 22.cd4 b5 23.Se4 Ld4?! Das in zeitgenössischen Kommentaren empfohlene 23...Te8 hätte 24.a4 a6 25.Sc5 mit den Drohungen 26.Sa6 und 27.ab5 heraufbeschworen. 24.Sg5 Lf2?! Viele hätten 24ÉLg7 vorgezogen. 25.Tf2 Td6 26.Te1 Db6 27.Se4 Td4 28.Sf6 Kh8 29.De6 Td6 Das Endspiel nach 29...De6 30.Te6 ist natürlich sehr gut für Weiß. Die ganze Halle rechnete vielmehr an 29...Td1!? herum. Dann kommt aber sehr fein 30.Df7! Te1 31.Kg2 Se3 (bzw. 31...Dc6 32.Kg3 Te3 33.Kh4 Th3 34.Kh3 Dh1 35.Th2) 32.Kf3 Dc6 33.Kg3 Tg1 34.Kh4 Tg4 35.hg4 Dh1 36.Kg5 Tc8 37.Td2 Sg4 38.Tc2. - Fischer leistet sich gleich eine Ungenauigkeit. 30.De4 Tf8 Denn 30...Tad8! scheint die Partie in der Waage zu halten, zum Beispiel 31.g5 Td3 32.De7 Tg3 33.Kh1 Th3 34.Kg1 Tg3. 31.g5 Td2 32.Tef1 Dc7 Danach ist es aus. Viel zäher ist 32...Tf2 33.Tf2 De3 34.De3 Se3 35.Td2 Kg7, allerdings mit besserem Endspiel für Spasskij. 33.Td2 Sd2 34.Dd4 Td8 Oder 34...Db6 35.Db6 ab6 36.Td1 Td8 (36...Sc4? 37.Td7) 37.Kg2 Td3 38.Te1, und Weiß kommt auf die Siebte. 35.Sd5 Kg8 36.Tf2 Sc4 37.Te2 Td6 (37...Db6 38.Te8) 38.Te8 Kf7 39.Tf8. - Donnernder Applaus von Hunderten von Zuschauern, als Fischer aufgab: 39...Kf8 40.Dh8 kostet die Dame, und 39...Ke6 40.De4 wird matt. Eine von so vielen Glanzleistungen des Jubilars, der auch heute weltweit hohes Ansehen genießt.





G. Kaiser,Dt. Schachblätter 1950Matt in vier Zügen



Lösung der Schachaufgabe von G. Ernst:

Der Vorplan 1.Td7! droht 2.Sc6, aber das verhindert 1ÉLg3 wegen 2.Sc6 Lc7 3.Tc7 patt. Deshalb schwenkt der Turm in die andere Richtung: 2.Td2 Le1, wonach das Matt perfekt ist: 3.Ta5 ba5/Ka5 4.Td6/Ta2 matt.


Die »Meisterpartie« schreibt der Internationale Fernschachmeister Christoph Pragua.

Artikel vom 10.02.2007