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Handel angeblich
kaum gefährdet

Outlet-Center: Befürworter werben

Von Jürgen Vahle
Rhoden (WB). Das vom britischen Investor »McArthurGlen« geplante Factory-Outlet-Center in Diemelstadt-Rhoden stelle für den Einzelhandel der Region keine oder nur eine unbedeutende Konkurrenz dar.
Gegen Outlet-Center: Ferdinand Klingenthal

Mit dieser überraschenden Behauptung machten jetzt Experten in der Stadthalle Rhoden Stimmung für das Projekt, das vom heimischen Handel mit größter Sorge gesehen wird. Allerdings: OWL wird sich den Argumenten stellen müssen.
Laut Stadtplaner Hans-Ulrich Plaßmann aus Kassel ist eine Verkaufsfläche von 15 000 Quadratmetern geplant - und nicht, wie behauptet, 30 000 Quadratmeter. Zunächst könnten 60 Shops angesiedelt werden, nach einer Erweiterung zusätzliche 30 Läden. Verkauft würden nahezu ausschließlich hochwertige Freizeit-, Damen-, Herren- und Sportmode und Schuhe aus vergangenen Kollektionen. Produkte des täglichen Bedarfs (Lebensmittel), Baumarktartikel oder Möbel seien nicht im Angebot.
400 Arbeitsplätze könnten zum Start des Centers entstehen - je 180 in Voll- und Teilzeit und 40 geringfügig Beschäftigte. Weitere 200 Jobs sollen bei einer Erweiterung hinzukommen. »Das Outlet hat direkte Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt in Städten wie Warburg«, sagte Plaßmann. Das Einzugsgebiet umfasse 5,7 Millionen potentielle Kunden, davon 4,3 Millionen aus NRW. Der Verkaufsgigant könnte einen Jahresumsatz von 45 Millionen Euro erzielen.
Unternehmensberater Joachim Will, Freiburg, berichtete von bestehenden Outlet-Centern in Ingolstadt, Wertheim und Zweibrücken. Dort werde der Einzelhandel in den umliegenden Innenstädten kaum belastet. In Ingolstadt habe es sogar Neuansiedlungen von Bekleidungsgeschäften mit hochwertiger Ware gegeben.
Warburgs Bürgermeister Michael Stickeln, zu Beginn einer der Skeptiker, sagt inzwischen: »Wir können den Trend zu Outlet-Centern nicht aufhalten - machen wir das Beste daraus.« Das bedeutet für ihn wie für Marsbergs Bürgermeister Hubertus Klenner: »Zusammenhalten und die Einzelhändler der Region mit ins Boot holen - dann profitieren wir alle davon!«
Von allem unbeeindruckt zeigte sich Ferdinand Klingenthal, Vorsitzender des Paderborner Einzelhandelsverbandes: »Was kommt nach einem Outlet-Center? Was strömt noch auf das platte Land ein?« Kritik übte er an den Kommunen in Nordwaldeck: »Wenn jeder nur für sich das rausschlagen will, was geht, fallen wir irgendwann zurück in Kleinstaaterei!«

Artikel vom 02.02.2007