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In Are nur ein
WM-Außenseiter

Deutsche Aussichten sind trübe

Are (dpa) Der WM-Ort im schwedischen Are freut sich über Schnee im Überfluss, höchst bescheiden sind hingegen die Erwartungen der deutschen Skirennfahrer.
Abgehoben: Maria Riesch will bei der Weltmeisterschaft in Are wieder angreifen. Foto: dpa

Während Frau Holle die Pisten seit Tagen mit weißem Gold satt versorgt, sind die Erfolgsaussichten des Deutschen Skiverbandes (DSV) bei den morgen mit dem Super-G der Männer beginnenden 39. alpinen Weltmeisterschaften eher bescheiden. »Wir sind überall krasser Außenseiter«, sagt Alpin-Sportdirektor Wolfgang Maier und DSV-Präsident Alfons Hörmann nimmt das Wort Medaille erst gar nicht in den Mund: »Wir freuen uns schon, wenn wir in den nächsten zwei Wochen um die Top-Ten-Platzierungen mitfahren können.«
Für das erste Einzel-Edelmetall seit sechs Jahren müsste schon alles passen, an die Verteidigung des 2005 in Bormio (Italien) überraschend gewonnenen Mannschafts-Titels glaubt angesichts der dominierenden Nationen Österreich, Schweden und USA keiner. Klare Medaillenkandidaten fehlen im zwölfköpfigen deutschen Kader, dafür sind mit Blick auf die Heim-WM 2011 in Garmisch-Partenkirchen viele Nachwuchsfahrer dabei. Auch die Sorgenkinder Petra Haltmayr (Rettenberg) und Stephan Keppler (Ebingen) stiegen nach ihren Trainingsverletzungen ains Flugzeug nach Skandinavien.
Maria Riesch (Partenkirchen) überraschte zwar in ihrer Comeback-Saison mit einem Abfahrts-Sensationssieg Anfang Dezember, doch seitdem kommt die 22-Jährige nur noch in kleinen Schritten voran: »Ich rede erst lieber gar nicht von Medaillen.«
Ein deutsches Quartett könnte jedoch an guten Tagen bei den elf Entscheidungen bis zum 18. Februar eingreifen. Die 22-jährige Kathrin Hölzl (Bischofswiesen) fuhr in die Riesenslalom-Weltspitze vor, Annemarie Gerg (Lenggries) erreichte trotz ihres schmerzenden Knies im Slalom den ersten Podestplatz ihrer Karriere. Bei den Herren hat der DSV nur im Slalom eine Chance. Felix Neureuther (Partenkirchen) und Alois Vogl (Zwiesel) fuhren als jeweilige Dritte auf ein Weltcup-Podium. »Bei einer WM kann jeder gewinnen«, macht sich Neureuther Mut.
Zu den Stars gehört Bode Miller (USA), der in Are WM-Geschichte schreiben könnte. Gewinnt er den Slalom, wäre er der erste Skirennfahrer, der den Titel in allen fünf Disziplinen holt. Neben Miller und den starken US-Damen Lindsey Kildow und Julia Mancuso gibt es in Abwesenheit der pausierenden Janica Kostelic (Kroatien) mehrere Kandidaten für den Superstar der zweiten WM in Are nach 1954. Schweden bietet in den technischen Disziplinen Medaillenkandidaten im Dutzend, ob Anja Pärson mit ihrem lädierten Knie die Hoffnungen zu Hause erfüllen kann, ist unklar. Österreich als dominierende Ski-Nation sieht sich in einem ausgeglichenen Winter bei den Herren starker Konkurrenz wie selten gegenüber.
Erstmals wird die Super-Kombination aus verkürzter Abfahrt und Slalom-Durchgang gefahren anstelle der alten Kombination mit zwei Slalom-Läufen. Der 1420 m hohe Berg Areskutan gilt als windanfällig, so dass in der ersten WM-Woche mit Verschiebungen in den schnellen Disziplinen fast schon zu rechnen ist. Zu der WM mit mehr als 60 Nationen werden etwa 100 000 Zuschauer erwartet, 15 Millionen Euro wurden allein im Zielbereich in die Infrastruktur und für die Fans investiert.

Artikel vom 02.02.2007