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Gold-Lena mit Vollgas ins Glück

Biathlon-WM: Neuner und Björndalen stürmen zum Doppel-Titel

Antholz (dpa). »Kronprinzessin Magdalena« und »König Ole« haben dem ersten Wochenende der Biathlon-WM in Antholz mit je zwei Siegen ihre Stempel aufgedrückt.
Die 19 Jahre Magdalena Neuner gewann 24 Stunden nach dem Sprinterfolg am Samstag beim zweiten WM-Rennen ihrer Laufbahn auch die Verfolgung - wie vor zwei Jahren Uschi Disl. Dem 33 Jahre alten Norweger Ole Einar Björndalen gelang bei seiner 13. WM-Teilnahme ebenfalls ein Doppelerfolg. »Jetzt möchte ich auch bei den anderen vier Rennen um die Siege kämpfen«, kündigte er weitere Großtaten an.
»Mir fehlen die Worte. Ich kann es noch nicht begreifen. Das Gefühl kann man nicht beschreiben. Das war heute noch schöner als gestern. Ein Start-Ziel-Sieg ist etwas ganz Besonderes«, jubelte sie. »Als Erste ins Ziel laufen und jubeln, da kam mehr Freude auf als gestern. Bei Einzelrennen muss man ja immer noch die anderen abwarten. Hier konnte ich mich in der Zielkurve umdrehen und dann dem Publikum zuwinken«, erzählte die jüngste Doppelweltmeisterin der Biathlon-Geschichte.
Mit Startnummer 1 hatte sie ein höllisches Tempo vorgelegt, auch wenn die zwei Sekunden hinter ihr gestartete Olofsson schnell den Anschluss herstellte. »Davon habe ich mich aber nicht verrückt machen lassen und versucht, nicht zu überziehen, mir noch ein paar Reserven für die Schlussrunde zu lassen«, berichtete »Lena« Neuner.
Genau diese Reserven waren ausschlaggebend, als die beiden Top-Läuferinnen fast zeitgleich zum letzten Schießen kamen. Neuner legte vor, verfehlte zwei Mal. Olofsson zog nach - und verfehlte gleich die ersten beiden Ziele. »Das habe ich auf der Videowand gesehen, als ich in die Strafrunde einbog. Da musste ich auf den letzten zwei Kilometern noch einmal richtig Gas geben«, sagte »Gold-Lena«. Am Ende hatte sie 7,1 Sekunden Vorsprung vor der Norwegerin Linda Grubben, die nur ein Mal in die Strafrunde musste und auf der Zielgeraden noch Olofsson um eine halbe Sekunde vom Silberplatz verdrängte. Neuner und Olofsson mussten je vier Strafrunden drehen.
Bereits am Samstag hatte die Zollhauptwachtmeisterin in ihrem ersten WM-Rennen den Sprint über 7,5 km vor Olofsson und der Russin Natalja Gusewa gewonnen. »Für mich ist ein Wintermärchen in Erfüllung gegangen«, jubelte das Nesthäkchen des deutschen Teams. Neuner hatte beim Sprint in beiden Schieß-Einlagen je eine Scheibe verfehlt und sich sechs Tage vor ihrem 20. Geburtstag um 2,3 Sekunden vor Favoritin Olofsson durchgesetzt, die ebenfalls zwei Handicap-Runden laufen musste. Die entscheidenden Sekunden machte sie beim Schießen gut. Während Olofsson in der Loipe 12 Sekunden schneller war, benötigte Neuner für die zehn Schuss 15 Sekunden weniger.
Bundestrainer Uwe Müssiggang zog nicht nur sprichwörtlich seinen Hut. »Das habe ich noch nicht erlebt. Wie ÝLenaÜ hier als Neuling aufgetreten ist, da fehlen mir die Worte. Wie sie die Ruhe bewahrt hat mit den Weltklasse-Athletinnen Olofsson und Grubben in ihrem Rücken, das hätte ich nicht erwartet«, lobte er die jüngste seines Teams in höchsten Tönen.
Kati Wilhelm war zweitbeste Deutsche mit den Plätzen sieben (Sprint) und neun Verfolgung. Andrea Henkel und Martina Glagow verbesserten sich in der Verfolgung noch auf die Positionen zehn und zwölf, nachdem sie im Sprint abgeschlagen waren.
Beste Platzierungen für die deutschen Herren waren der 15. Platz von Alexander Wolf (Oberhof) im Sprint und Platz 10 durch den Altenberger Michael Rösch in der Verfolgung. Allerdings ließ im gestrigen Rennen vor allem der Oberhofer Sven Fischer mit dem Sprung vom 43. Startplatz auf Rang 17 eine Steigerung erkennen. Fischer musste als Einziger nicht in die Strafrunde.

Artikel vom 05.02.2007