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Wunschkandidat heißt Magath

Nach Doll-Entlassung: Huub Stevens beim Hamburger SV im Wartestand

Hamburg (dpa). Als der gerade entlassene Trainer Thomas Doll mit seinem schwarzen Porsche vom Gelände des Hamburger SV fuhr, liefen schon die Vertragsgespräche mit dem Wunschkandidaten Felix Magath.
Der am Vortag bei Bayern München aussortierte Trainer hatte nach Aussage von Bayern-Manager Uli Hoeneß gestern Morgen »das erste Flugzeug nach Hamburg« genommen. Die Gerüchteküche brodelte. Auf alle Fälle war der Fußball-Lehrer durch die Entwicklung bei seinem alten Klub ins Grübeln geraten: »Das Angebot des HSV kommt für mich sehr früh. Ich weiß so kurz nach der Entlassung in München noch gar nicht, ob ich jetzt schon wieder bereit bin, sofort einen neuen Job zu übernehmen. Der HSV ist für mich eine Herzensangelegenheit. Mit keinem anderen Verein wäre ich in dieser Situation überhaupt in Verhandlungen eingetreten«, sagte Magath dem Hamburger Abendblatt. Für den 53 Jahre alten früheren Profi des HSV wäre es ein Comeback: Von Oktober 1995 bis Mai 1997 war er bereits sportlicher Leiter bei den Hanseaten.
Als Alternative soll Huub Stevens bereit stehen. Der frühere Trainer von Schalke 04 und Hertha BSC, der derzeit Roda JC Kerkrade betreut, kann nach eigenem Bekunden sofort wechseln.
Doll hatte sich nach einem letzten Gespräch mit Vorstandschef Bernd Hoffmann von der Mannschaft verabschiedet. »Natürlich bin ich sehr traurig. Ich hoffe, dass die Mannschaft schnell die Kurve bekommt«, sagte der 40 Jahre alte Fußball-Lehrer, für den sich der Kreis schloss: Am 18. Oktober 2004 hatte er den HSV als Nachfolger von Klaus Toppmöller auf dem letzten Tabellenplatz übernommen, nun gab er ihn auf derselben Position wieder ab.
Zwischendurch hatte der Mecklenburger das Team in UEFA-Cup und Champions League geführt. Doll war als neuer Stern am Trainerhimmel gefeiert worden. Doch der Absturz des Sympathieträgers, der für seine Spieler mehr Kumpel denn Respektsperson war, folgte auf dem Fuße: Dem durch zahlreiche Fehlentscheidungen in der Transferpolitik gebeutelten HSV droht nun der erstmalige Abstieg aus dem Oberhaus.
»Das war eine emotionale Verabschiedung. Aber es sind keine Tränen geflossen«, berichtete Abwehrspieler Collin Benjamin. Sein Teamkollege David Jarolim übte Selbstkritik: »Wir haben dem Trainer nicht geholfen. Er kann nichts dafür.« Da auch Co-Trainer Ralf Zumdick und Torwart-Trainer Ronny Teuber gehen mussten, leitete gestern Athletik-Trainer Markus Günther die Übungseinheit des schweigsamen Teams.
Aufgebracht war Vereinschef Hoffmann nach dem 1:1 gegen Cottbus. Der schnelle Elfmetertreffer von Sorin (4.) hatte nicht gereicht, Radu (8.) glich aus. »Es hat sich keine Besserung eingestellt im Vergleich zur Hinserie«, erklärte Hoffmann. »Auf Grund der aktuellen Situation sahen wir uns zu der Entscheidung gezwungen. Sie war unausweichlich.«
HSV-Idol Uwe Seeler forderte, dass die Mannschaft »aus ihrer Lethargie« kommen müsse. Der 70-Jährige bewertete eine mögliche Verpflichtung Magaths positiv. »Felix hat ja schon oft bewiesen, dass er dafür ein richtiger Mann ist«, sagte Seeler.

Artikel vom 02.02.2007