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Kind bei Geburtstagsparty missbraucht

Täter schleicht sich ins Elternschlafzimmer -ÊMädchen leidet bis heute - Bewährungsstrafe

Von Christian Althoff
Detmold (WB). Im Wohnzimmer feiern zehn Erwachsene den 48. Geburtstag der Hausherrin - und ein paar Zimmer weiter missbraucht ein Gast die schlafende Tochter.

Landgericht Detmold, gestern Morgen. Axel B. (43) schluckt schwer, blickt zum Richter und atmet tief aus. »Ich werde alles gestehen«, kündigt er an - nachdem er ein Jahr lang die Vorwürfe des Kindes bestritten hatte.
Am Abend des 15. Januar 2006 hatte Verkäuferin Elke H. ihren 48. Geburtstag gefeiert - mit ihrem Mann Frank (39), Tochter Antje (13), Sohn Pascal (15), Nachbarn und Freunden. Als die Tochter kurz nach Mitternacht auf dem Sofa eingeschlafen war, hatte ihr Vater sie ein Stockwerk höher ins Elternschlafzimmer getragen.
Zwei Stunden später hatte sich Axel B. in das Zimmer geschlichen. Er legte sich zu dem Mädchen ins Bett, entkleidete und missbrauchte es - ohne allerdings in das Kind einzudringen. »Als Antje aufwachte, habe ich das Zimmer wieder verlassen«, sagte der Angeklagte. Doch sie hatte den Mann erkannt und sich ihrer Mutter am nächsten Morgen offenbart. Die Eltern erstatteten sofort Strafanzeige.
»Es ist ganz schrecklich, was ich getan habe. Ich weiß nicht, was über mich gekommen ist«, erklärte Axel B., der zuvor noch nie mit dem Gesetz in Konflikt gekommen war: Abitur, sechs Jahre Bundeswehr, ein abgebrochenes Pädagogikstudium, zuletzt Mitarbeit in einem Baugeschäft - der Lebenslauf des Mannes, der seit zwölf Jahren mit einer Frau und deren Töchtern zusammenlebt, ist unauffällig. Er habe erst jetzt gestanden, weil er sich die Tat selbst nicht habe eingestehen wollen, sagte der 43-Jährige. Er hatte Antjes Vater, einen Dachdecker, beruflich kennengelernt, die Familien waren seit Jahren befreundet. »Wir kannten ihn nur als lieben, hilfsbereiten Menschen«, sagte Antjes Mutter im Zeugenstand, und auch ihr Mann beschrieb den Angeklagten als »ehrlich und anständig - bis zu jenem Tag.«
Das Mädchen leidet bis heute unter der Tat. »Antje kommt damit nicht klar, möchte aber auch nicht darüber sprechen«, sagte ihre Mutter. Eine Gutachterin ergänzte, das Kind schäme sich - obwohl es das Opfer sei.
Das Gericht unter Vorsitz von Michael Reineke verurteilte den Angeklagten schließlich wegen Kindesmissbrauchs zu zwei Jahren Haft auf Bewährung, Außerdem muss Axel B. 3000 Euro an sein Opfer zahlen.

Artikel vom 02.02.2007