17.02.2007
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Mehr Frauen, als man denken mag, prägten bereits zu jener Zeit den Automobilsport: Es war Bertha Benz, Frau von Carl Benz, die 1885 ohne offizielle Erlaubnis im dreirädrigen Motorwagen ihres Mannes nach Pforzheim fuhr. Sie brachte damit das Automobil erstmals an die Öffentlichkeit und war weltweit die erste Frau am Steuer. Natürlich wurde sie zum Ehrenmitglied des DDAC gewählt.
Unternehmungslustig und couragiert waren auch bekannte Damen wie Erika Mann: Sie gewann 1931 ein Rennen über 10 000 Kilometer in einem Ford. Die Fliegerin Elly Beinhorn, die Schauspielerin Lilian Harvey, die Verlegertochter Hilde Ullstein und die Bugatti-Rennfahrerin Elisabeth Junek - alle sympathisierten mit dem frischen und innovativen Club. »Von den Frauen empfängt der Autosport eine besondere Prägung: Würde es sonst die vielen wunderschönen, mit höchstem Komfort und Luxus eingerichteten Wagen geben, wenn nicht unzählige Frauen diese Leidenschaft kultivierten?«, fragte, rein rhetorisch, Erich Maria Remarque zur Club-Gründung im »Echo Continental«.
Von 1928 an wurden Zuverlässigkeitsfahrten ausgetragen. Strecken konnten bis zu 750 Kilometer lang sein. Die erste Fahrt startete in Berlin, endete in Oberhof/Thüringen und war der Anlass für die Premiere der Autoplakette, die bis heute bei den Touren vergeben wird.
Aus heutiger Sicht war die Fahrt keine große Herausforderung. Vor fast 80 Jahren mussten die Fahrerinnen jedoch hoffen, dass der Wagen überhaupt das Ziel erreichte und nicht in einem Schlagloch endete. Auf technische Errungenschaften wie Servolenkung und Niveauregelung konnten die Damen damals noch nicht zurückgreifen.
Inzwischen ist diese Technik vorhanden. Doch die Mitglieder des Clubs setzen weiterhin andere Schwerpunkte bei ihrer Vereinsarbeit. Gut 80 Jahre nach der Gründung - der DDAC hat seine Heimat seit 1949 in Hannover gefunden - existieren in Deutschland zehn Landesclubs, in denen die Tradition eine große Rolle spielt. Das beginnt zum Beispiel mit den Clubfarben: In der Öffentlichkeit tragen die Damen den dunkelblauen Blazer und das Halstuch mit einem weißen Kleeblatt - dem Club-Logo.
Unter der jetzigen Präsidentin Dr. Sylvia Thießen-Lüders aus Bad Soden werden Geschicklichkeitstests, Fahrsicherheitstrainings, Pannenkurse und Orientierungsfahrten veranstaltet. Bei letzteren müssen Aufgabenstellungen auf eine Karte übertragen und anschließend die Strecke abgefahren werden. Die »Franzerin«, die Beifahrerin, sollte über mathematische Kenntnisse und ein gutes Vorstellungsvermögen verfügen.
Ein jährlicher Höhepunkt des sportlichen Wettstreits ist die »Touristische Orientierungsfahrt«, die jeweils von einem Landesclub ausgerichtet wird. Im Mai 2006 war es der LC Berlin, der die dreitätige Veranstaltung leitete. Nicht Tempo und Pferdestärken zählen dort. Gelenkt wird nach dem Motto »der Weg ist das Ziel«. Und trotzdem könne auch die Schnelligkeit ausschlaggebend sein, berichten Aktive.
Der Präsident des Automobilclubs von Deutschland (AvD), Wolfgang-Ernst Fürst zu Ysenburg und Bündingen, sagte in der Festschrift zum 80-jährigen Bestehen: »Ein deutscher Damen-Automobilclub mag zunächst etwas altertümlich anmuten und der Emanzipationsbewegung der 70er Jahre ganz entgegenstehen, doch der 1926 gegründete DDAC hat Anfang des 21. Jahrhunderts mehr Berechtigung denn je: Heute erwerben mehr Frauen den Führerschein als Männer und sie treffen überwiegend die Kaufentscheidung für ein Kraftfahrzeug.«
Gleichwohl haben auch die kraftfahrenden Damen Probleme, Vereinsnachwuchs zu finden. Der LC Hamburg musste bereits seine Eigenständigkeit aufgeben. Mut machen hingegen erfolgreiche Teams aus Müttern und Töchtern oder Großmüttern und Enkelinnen.
Die Präsidentin sieht das Problem der »Rekrutierung« nicht in dem fälschlich erwarteten elitären Anspruch, sondern in der Berufstätigkeit vieler jüngerer Frauen. Die Damen des Clubs sind ehrenamtlich tätig. Wenn sich die Mitglieder also Zeit nehmen, um ihrem Hobby zu frönen, gehört schon eine große Portion Leidenschaft dazu.
Artikel vom 17.02.2007