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Wenn nicht jetzt zum Titel, wann dann?

32:31 nach doppelter Verlängerung

Von Oliver Kreth
Köln (WB). C'est partout Bleu-Blanc-Rouge. Felicitation Allemagne. Es ist vorbei Frankreich. Gratulation Deutschland. Die ausverkaufte Kölarena erlebte gestern den zweiten Thriller innerhalb einer Woche.

Von Oliver Kreth
Köln (WB). C'est partout Bleu-Blanc-Rouge. Felicitation Allemagne. Es ist vorbei, Frankreich. Gratulation Deutschland. Die ausverkaufte Kölnarena erlebte gestern den zweiten Thriller innerhalb einer Woche.
Nach dem 32:31 gegen Europameister Frankreich steht das DHB-Team im Finale am Sonntag. Nach Ende der normalen Spielzeit stand es 21:21 (11:12). Und ob man das ganze jetzt ein Wintermärchen, ein Winterfest oder eine Party nennt, war nach 80 Spielminuten total egal. Die deutschen Spieler wollen jetzt Weltmeister werden. Frei nach dem WM-Song von de Höhner: Wenn nicht jetzt, wann dann.
Der wieder eingesetzte Regisseur Markus Baur: »Das sind Superglücksgefühle. Es war ein Riesenspiel, in dem alles drin war. Glück haben wir nur kurz vor Schluss gehabt, als vor Ende der zweiten Verlängerung das Tor für Frankreich nicht gegeben wurde.«
Auch Bundestrainer Heiner Brand war noch ganz berauscht: »Erwarten Sie bitte keine detaillierte Spielanalyse von mir. Ich bin nämlich selbst etwas verwirrt. Es ist einfach sensationell, was diese Mannschaft bisher geleistet hat. Jetzt ist alles machbar. Der Finaleinzug wird Kräfte freisetzen.«
Dabei schmeckte der zweite Aufguss den 19 000 Fans in der Kölnarena zunächst nur bedingt. Denn das Team beherzigte nicht das, was der Gummersbacher Chef auf der Bank ihnen am Mittwoch noch eingebleut hatte: klar spielen, nicht vorzeitig abschließen und die Zahl der Fehler so minimal halten wie im »Hinspiel«.
Doch vor allem Zeitz, Hens und auch Glandorf brauchten zu viele Versuche, um den Ball in Omeyers Gehäuse unterzubringen. Der war nicht nur im ersten Durchgang erneut seinem Kieler Kollegen Henning Fritz unterlegen. Die Folge: Deutschland führte von der 7. bis zur 16. Minute. Und bei der 14. Parade des deutschen Torwarts hielt es Bundespräsident Horst Köhler nicht mehr auf seinem Sitz.
Auch der Chef in der deutschen Regie hatte nicht seinen besten Tag. Michael Kraus war Claude Onesta ja kein Unbekannter mehr, und Frankreichs Trainer hatte seine härter zupackende Abwehr gut auf den 23-Jährigen eingestellt. Also brachte Brand in der 24. Minute den an der rechten Wade total bandagierten Baur. Der führte sich mit einem verwandelten Siebenmeter ein, und Florian Kehrmann sorgte Sekunden vor dem Halbzeitpfiff dafür, dass der Gastgeber nur ein Tor hinten lag.
Und der Adrenalin-Pegel blieb hoch. Die auch vom Publikum hochgeputschten deutschen Nationalspieler spielten in der Abwehr gewohnt aggressiv und kassierten - wie schon im gesamten Turnier - viele Zeitstrafen, was die Arbeit am Spielfeldrand auch nicht gerade leichter machte.
Dennoch glich Florian Kehrmann in der 48. Minute (17:17) aus, Holger Glandorf brachte Deutschland in der 52. Minute in Führung. Das Ballhaus ein Tollhaus. Und die Brand-Boys gingen immer wieder in Führung, doch Frankreich zog nach. Bis zur letzten Minute: Da brachte Luc Abalo sein Team mit 21:20 nach vorne. Der Ausgleich glückte Baur 13 Sekunden vor dem Ende. Verlängerung.
Auch da tat sich in den ersten zehn Minuten nichts Entscheidendes (27:27). 65 Sekunden vor dem Abpfiff verwandelte Markus Baur per Siebenmeter zum 32:31, 14 Sekunden vor Ende Frankreich in Ballbesitz. Omeyer aus dem Tor, doch Fritz hält den Ball von Daniel Narcisse. Drei Sekunden noch. Und noch mal hält der alte Fritz, da wra es geschafft.
Unglaubliches wurde dann in den Katakomben gesichtet: Christian Zeitz betätigte sich als Entertainer, ging mit einem Pappschild durch die Mixedzone. Drauf stand: Suche zwei Karten fürs Finale. Da wird er nicht der einzige sein...

Artikel vom 02.02.2007