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»Wir leben derzeit unseren Traum«

Polens Trainer Bogdan Wenta möchte frühestens im Finale aufwachen

Von Volker Krusche
und Lars Krückemeyer
Hamburg (WB). Der altmodische Handball hat verloren. Russland blieb im Viertelfinale von Hamburg auf der Strecke und musste den vom Außenseiter zum Endspielaspiranten aufgerückten Polen trotz des nur knappen 27:28 zu Recht den Vortritt lassen.

Unbeschreibliche Freude bei Bogdan Wenta und seinen Spielern - obwohl die Leistung am Dienstag nicht so überzeugend war wie im bisherigen Verlauf des WM-Turniers: Doch genau darin liegt die Hoffnung für das heutige Duell (20 Uhr/DSF live) mit den spielstarken Dänen. »Meine Spieler haben zum ersten Mal in ihrem Leben ein solches Spiel erlebt«, machte Wenta die Gründe des unnötig dramatisch gewordenen Viertelfinalspiels an fehlender Erfahrung fest. »Nein, Angst vor dem Gewinnen war das nicht.«
Im Halbfinale werde seine Mannschaft mit der Situation umgehen können. »Das ist wie nach der Niederlage gegen Frankreich. Da sind wir wieder aufgestanden. Die Spieler haben unheimlich viel aus diesen Partien gelernt. Daher glauben sie auch fest an sich.« Aus den einst starken Einzelspielern ist bei dieser WM eine verschworene Einheit geworden.
Großen Anteil daran haben auch jene Akteure, die nicht dem Lockruf des Geldes folgten, sondern in Polen spielen. »Sie wissen, dass sie keine Feuerwehrleute mehr sind, dass einer Tore wirft und der andere sie verhindern muss«, erklärt Wenta: »Wir leben derzeit unseren Traum. Und mit uns unser ganzes Land!«
Für den ehemaligen deutschen Nationalspieler ist die Euphorie in der Heimat aber fast zu groß. »Seit dem Sieg gegen Deutschland locken die Fernsehsender die Spieler mit Exklusivverträgen. Hier muss ich auf die Bremse treten, denn vor der Kamera hat man noch nie ein Spiel gewonnen.«
Übrigens: Torhüter Slavomir Szmal, der wie sein dänisches Pendant Kaspar Hvidt bislang die meisten Würfe bei dieser WM entschärfte, wurde zur Überraschung aller Zuschauer nicht zum »Spieler des Spiels« gewählt. Seine Entschädigung mit dem Erreichen des Halbfinales hat er aber ohne Murren vorgezogen.

Artikel vom 01.02.2007