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Ein Rentner soll der Retter sein

Bayern entlässt Magath und holt den alten Meistermacher Hitzfeld zurück

München (WB/dpa). So werden beim FC Bayern die Trainer verabschiedet: »Wir bedauern diesen Schritt«, erklärte der Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge und dankte Felix Magath für zweieinhalb Jahre »sehr gute Arbeit mit großartigen Erfolgen, allen voran den zweifachen Double-Gewinn«.

Aber zuletzt war die Arbeit des Fußball-Lehrers leider nicht mehr gut und vor allem nicht erfolgreich genug. Auch der Gewinn der zwei Meisterschaften und zwei Pokalsiege in seinen ersten beiden Jahren konnten Magath nach nur einem Punkt aus den ersten Rückrundenspielen gegen Borussia Dortmund (2:3) und den VfL Bochum (0:0) nicht vor seiner Ablösung bewahren. Vorher war Bayern mit 2:4 bei Alemannia Aachen bereits aus dem Pokal geflogen.
In der Führungsetage läuteten deshalb die Alarmglocken zuletzt immer lauter: »Wir müssen als Verantwortliche die Entwicklungen sehen und darauf reagieren. Die Sorge um die Qualifikation für die Champions League hat uns zu dieser Entscheidung veranlasst«, erläuterte Rummenigge. Die Bosse fürchten nicht mehr nur um den Titel, sondern um die Millionen-Einnahmen aus der »Königsklasse« in der nächsten Saison.
Am Morgen nach dem Unentschieden herrschte zunächst eine trügerische Ruhe auf dem Clubgelände. »Nein, nein«, wehrte Manager Uli Hoeneß alle Gesprächswünsche ab. Zuvor hatte sich bereits Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge wortlos in sein Büro zurückgezogen, während die Spieler locker auf dem Rasen auf vier kleine Tore kickten.
Mittags tagten die Bayern-Bosse und fällten ihr Urteil. Magath wurde geladen und entlassen. Präsident Franz Beckenbauer, nicht vor Ort, galt zuletzt auch nicht als Magaths Anwalt. Rummenigge: »Franz ist in Dubai, da habe ich ihn auf dem Handy erreicht und über die Situation informiert.«
Magaths Vertrag war erst vor Saisonbeginn vorzeitig um ein Jahr bis zum 30. Juni 2008 verlängert worden. »Natürlich ist dies keine schöne Situation«, wurde der Trainer in einer Presseerklärung des FC Bayern zitiert. Er sei »stolz« auf »zweieinhalb schöne und erfolgreiche Jahre. Aber es war mir immer klar, dass dies ein Engagement auf Zeit ist.«
In der Champions League hatte Magath die Münchner in der laufenden Saison immerhin als Gruppensieger ins Achtelfinale gegen Real Madrid geführt. Doch die Trennung war nicht mehr aufzuhalten, nachdem die Bayern-Bosse nach dem 0:0 gegen den VfL Bochum in ein bedrohliches Schweigen verfallen waren. Rummenigge und Manager Uli Hoeneß flüchteten - die Pfiffe der Fans in Ohren - wortlos und geschockt aus der Allianz Arena, während Magath nach dem gespenstischen Auftritt des Meisters seine Kapitulation im Titelkampf verkündete: »Über den Titel brauchen wir überhaupt nicht mehr zu reden«, erklärte der 53-Jährige.
Sein Vorgänger tritt nun die Nachfolge an: Ottmar Hitzfeld (58) hatte seit seiner vorzeitigen Trennung von den Bayern im Sommer 2004 kein Trainer-Amt mehr und war als »Fußball-Rentner« als TV-Experte für »Premiere« tätig. Eine Rückkehr zu Borussia Dortmund hatte er erst im Winter nach der Entlassung von Trainer Bert van Marwijk beim BVB ebenso abgelehnt wie zuvor zahlreiche Angebot von europäischen Top-Clubs.
Hitzfeld wird mit seinem Assistenten Michael Henke, der seinen Vertrag als Sportdirektor des 1. FC Saarbrücken gestern auflöste, schon heute (14.00 Uhr) sein erstes Training leiten und morgen beim 1. FC Nürnberg seine zweite Bayern-Zeit beginnen. Hitzfeld: »Ich nehme die Herausforderung an und freue mich vor allem auf die Duelle gegen Real Madrid.«

Artikel vom 01.02.2007