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Eltern kämpfen um Hortplätze

Heute Demonstration - »Funktionierende Strukturen werden zerstört«

Von Michael Schläger
Bielefeld (WB). Gegen die für 2008 angekündigte Schließung von Hortgruppen formiert sich breiter Protest. Eltern und Kinder wollen heute von 15 Uhr an vor dem Rathaus demonstrieren.

Gestern machten Elternvertreter der Kindertageseinrichtung an der Gustav-Freytag-Straße auf ein weiteres Problem aufmerksam: Auch die so genannten »großen altersgemischten Gruppen« werden ab 2008 wegfallen. »Das sind in Bielefeld weitere rund 400 Plätze für Schulkinder, die bisher in den Genuss einer verlässlichen Betreuung kommen«, sagt Karin Dünkel, Vorsitzende des Elternrates in der Tageseinrichtung.
Neben 18 Kinderhorten können Schulkinder zurzeit in Bielefeld auch eine von 46 »großen altersgemischten Gruppen« besuchen. In ihnen werden Jungen und Mädchen im Alter von drei bis 14 Jahren gemeinsam betreut.
Mit dem neuen Kindergartengesetz, das in Kürze im Landeskabinett diskutiert wird, werden diese Gruppen ebenfalls wegfallen. Gleichzeitig will das Land weitestgehend aus der Hortfinanzierung aussteigen. Deshalb kann die Stadt Bielefeld nur für sechs Horte eine Weiterfinanzierung beim Land beantragen. Drei Hortgruppen sollen in so genannte »Intensivhorte« mit besonderen sozialpädagogischen Angeboten umgewandelt werden. Für sie kommt die Stadt auf. Darüber hinaus eingesparte Mittel sollen in die Betreuung von Kindern unter drei Jahren fallen (das WESTFALEN-BLATT berichtete).
»Funktionierende Strukturen werden zerstört«, beschreibt Heike Hettwer die Entwicklung. Ihre beiden Töchter, fünf und 13 Jahre alt, besuchen die Einrichtung an der Gustav-Freytag-Straße. Als Berufstätige ist sie auf die verlässlichen Betreuungszeiten von morgens sieben bis 17.15 Uhr nachmittags angewiesen. »Die kann die offene Ganztagsgrundschule nicht bieten.« Zugunsten der »OGS« will das Land einen Teil der Haushaltsmittel verschieben. Doch die Eltern, deren Kinder zurzeit die Horte besuchen, sehen in diesem Angebot eher eine Verschlechterung - sowohl, was das zeitliche Angebot als auch was die inhaltliche Ausrichtung angeht. »Es gibt dort keine einheitliches System«, meint Ulrike Wittenborn, Mutter zweier Töchter.
Die Eltern fordern längere Übergangsfristen, innerhalb derer das Angebot in den offenen Ganztagsgrundschule verbessert werden könnte. Sie sind auch bereit, sich stärker an der Finanzierung der Horte zu beteiligen. Für einen Hortplatz müssen derzeit 3 795 Euro im Jahr aufgewandt werden. Ein vergleichbarer Platz in der offenen Ganztagsgrundschule schlägt mit 1548 Euro öffentlicher Mittel pro Jahr zu Buche.

Artikel vom 01.02.2007