01.02.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Honda-Bande« freigelassen

Keine Beweise: Landgericht gibt Haftbeschwerde statt

Von Christian Althoff
Bielefeld (WB). Die als »Honda-Bande« bekanntgewordenen Männer, die seit 2004 in Ostwestfalen und Niedersachsen sechs Banken überfallen haben soll, kommen frei.

Das Landgericht Bielefeld hat gestern den Haftbefehl gegen den mutmaßlichen Anführer Günther H. (50) aus Melle aufgehoben, der umgehend aus der Untersuchungshaft entlassen wurde. Sein Schwager und mutmaßlicher Komplize Gezim G. (29) aus Ansbach (Bayern) soll heute freikommen.
Die beiden Männer waren im November nach langen Ermittlungen der Herforder und der Mindener Polizei festgenommen worden. Bewaffnet mit einer Maschinenpistole und einer Handfeuerwaffe sollen sie Geldinstitute in Lübbecke, Melle, Bünde, Bad Essen (zwei Mal) und Hüllhorst überfallen und insgesamt 60 000 Euro erbeutet haben. Als Tatfahrzeug hatten sie eine gestohlene »Honda CBF 600« benutzt.
Erste Hinweise auf Günther H. hatte die Kripo bereits 2004 bekommen. Er hatte lange unter Beobachtung gestanden - ohne Erfolg. Dann geschah am 29. September 2006 der letzte Überfall in Bad Essen. Die Spur der Täter verlor sich in einem Wald in Rödinghausen-Bruchmühlen (Kreis Herford) in unmittelbarer Nähe des Elternhauses von Günther H. In einem VW-Buli, der dort abgestellt war, fand sich eine Sturmhaube mit DNA des mutmaßlichen Komplizen Gezim G. Dieses und die Tatsache, dass die Handys der beiden Männer am Überfalltag abgeschaltet waren (um die Ermittlungen zu erschweren?), hatte im November zum Erlass eines Haftbefehles geführt.
Den hat das Landgericht Bielefeld gestern nach einer Haftbeschwerde des Hauptbeschuldigten aufgehoben. Sein Rechtsanwalt Dr. Detlev Binder: »Keines der angeblichen Indizien begründet einen dringenden Tatverdacht. Weder das Tragen von Sturmhauben noch das Ausschalten von Handys ist verboten!« Der Anwalt will nun eine Haftentschädigung für seinen Mandanten erstreiten.
Von der silberfarbenen »Honda CBF 600«, den Tatwaffen und der Beute fehlt bis heute jede Spur. Hinweise auf das Versteck des Motorrads erbittet die Kripo Minden unter 0571/88660.

Artikel vom 01.02.2007