31.01.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

28:27 - Polen setzt die Party fort

Dank Szmals Siebenmeter-Paraden gelingt knapper Sieg gegen Russland

Von Lars Krückemeyer
und Volker Krusche
Hamburg (WB). Die polnische Handball-Party geht weiter. Trotz einer ganz schwachen Leistung zog das Wenta-Team mit einem 28:27 (16:14)-Sieg gegen Russland ins Halbfinale ein. Eines Halbfinalisten bei einer Weltmeisterschaft war allerdings keines der beiden Teams würdig.

»Das war nach dem Frankreich-Spiel unsere schlechteste Leistung. Aber das ist in einem Viertelfinale egal. Hauptsache, man gewinnt«, atmete der sechsfache Torschütze Marcin Lijewski tief durch. Matchwinner war Torwart Slawomir Szmal, der in der zweiten Halbzeit gleich vier Siebenmeter hielt. Einen weiteren Strafwurf setzten die Russen vor der Pause an die Latte. »Alle meine Spieler erleben so eine Situation zum ersten Mal. Die Russen sind solche Spiele von vielen großen Turnieren gewohnt«, gab Polens Trainer Bogdan Wenta zu Protokoll.
Im Duell starker Angriff gegen sattelfeste Abwehr (Polen hatte in der Hauptrunde dreimal mehr als 35 Tore geworfen, Russland hingegen dreimal nicht mehr als 26 Treffer kassiert) sorgte der Favorit anfangs für klare Verhältnisse und nutzte seine ersten fünf Angriffe zu fünf Treffern - 5:1 hieß es nach sechs Minuten.
Der dreifache Weltmeister kämpfte sich dennoch heran, weil Tomasz Tluczynski in der 12. Minute in Unterzahl mit einem Siebenmeter scheiterte und Russlands Torwart Alexey Kostygov hinter einer aggressiver werdenden 5:1-Deckung nun auf der Höhe war. Die Folge: Beim 8:8 nach 16 Minuten, 11:11 nach 21 Minuten und 14:14 nach 25 Minuten war der Außenseiter wieder im Spiel. Zur Führung reichte es für die Russen im gesamten Spiel allerdings nicht, weil zu viele Bälle im Angriff leichtfertig »weggeworfen« wurden, Torjäger Eduard Kokcharov einen Siebenmeter verwarf und zudem Polens Slawomir Szmal in der Schlussphase der ersten Halbzeit mehrfach gute Chancen vereitelte.
Auch im zweiten Abschnitt war zu keinem Zeitpunkt zu erkennen, dass es sich um ein WM-Viertelfinale handelte. Dazu fehlte es dieser Partie an Niveau. Polen verspielte mit plumpen Stürmerfouls und miserablem Überzahlspiel eine frühe Entscheidung, während Russland im Rückraum viel zu statisch agierte, die Vorlagen der Wenta-Sieben nicht zu nutzen wusste und gleich vier Siebenmeter gegen Szmal vergab. Kein Wunder, dass die Fans sich über das äußerst dürftige Spiel nicht mehr aufregten, sondern zwei Minuten vor Schluss mit »Deutschland, Deutschland«-Rufen den Sieg der WM-Gastgeber über Spanien frenetisch feierten.
Die Hamburger Halle glich einem Tollhaus - aber nicht, weil Karol Bielecki das entscheidende Tor für Polen erzielt hatte und Russlands Ausgleichsversuch abgeblockt wurde.

Artikel vom 31.01.2007