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Vergangenes holt
ihn oft wieder ein

Michael Degen wird heute 75

Hamburg (dpa). Michael Degen spricht leise, aber bestimmt: »Wenn ich nicht so alt wäre - jetzt würde ich das Land verlassen.«
Michael Degen mit seinem ersten Buch »Nicht alle waren Mörder«.Foto: dpa

Der Schauspieler und Autor jüdischer Abstammung, dessen Erinnerungen an Nazi-Deutschland als Buch und Film unter dem Titel »Nicht alle waren Mörder« erschienen sind, ist zutiefst enttäuscht. »Mit dem Holocaust hat man sich auseinandergesetzt. Aber was ist mit der heutigen Situation der Juden in Israel? Die Auseinandersetzung damit läuft einen völlig verkehrten Weg«, meint Degen, der heute 75 Jahre alt wird. Besonders aufgebracht haben den in Hamburg lebenden Schauspieler die Querelen über die Berliner Ehrenbürgerschaft für Wolf Biermann.
Die Vergangenheit holt Degen, der 1943 vor den Nazis fliehen konnte, immer wieder ein. Zwei Jahre lang musste er sich mit seiner Mutter im Berliner Untergrund verstecken, lebte in ständiger Todesangst davor, entdeckt zu werden. Das Schreiben darüber war ihm schwer gefallen, hatte Wunden aufgerissen. »Ich würde gern nicht mehr zurückschauen, aber es lässt mich nicht los«, erzählt der gebürtige Chemnitzer. Immer wieder erhalte er Angebote dazu von Film und Theater, zu Vorträgen und Lesungen. Doch nun lehnt er vieles ab: »Ich kann nicht mehr, habe genug gesagt.«
Noch immer gilt Degens wahre Liebe der Bühne. »Ohne Theater kann ich nicht sein«, sagt der vielseitige Künstler. Vor allem die Darstellung zwiespältiger Charaktere schätzt er. »Wenn ich meinen Spaß daran habe, dann mag ich auch die Arbeit fürs Fernsehen. Nur langweilen darf es mich nicht, denn das ist furchtbar.« Mit seinem prägnanten Gesicht veredelte er Serien wie »Derrick«, »Der Alte«, »Tatort« oder »Diese Drombuschs«. Degen ist vierfacher Vater und in dritter Ehe verheiratet.

Artikel vom 31.01.2007