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Mit Faustkeil aus der
Senne Beute zerlegt

Zufallsfund ergänzt die Sammlung des Museums namu

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Als Dieter von Eßen ein Junge war, in den 1950er Jahren, entdeckte er bei Ausschachtungsarbeiten im damaligen Senne II einen von Menschen bearbeiteten Stein: einen Faustkeil. Von Eßen: »Ich habe mich für Steine interessiert, ihn mit nach Hause genommen.«

Im vergangenen Jahr überließ er den Stein dem Naturkundemuseum namu und erfuhr, dass der Faustkeil aus der Altsteinzeit stammt, etwa 60 000 Jahre alt ist und das Universalwerkzeug der Neandertaler war. Die wertvollsten Stücke aus der Steinzeitsammlung des namu sind von Sonntag, 4. Februar, an in einer speziellen Vitrine im Spiegelschen Hof zu sehen - darunter auch der Faustkeil.
Heinz-Dieter Zutz (Naturwissenschaftlicher Verein) hat die Stücke der Sammlung, die in den letzten hundert Jahren in den Besitz des Museums gelangt sind, geordnet und gereinigt und sie dann aufgeteilt in eine Schausammlung mit Stücken aus aller Welt und in eine Regionalsammlung mit Objekten, die in der Umgebung oder in Bielefeld selbst gefunden wurden. Faustkeile, so Zutz, seien immer Zufallsfunde, weil sie mehrere Meter tief im Boden lägen. Weil sich Dieter von Eßen erinnert, dass in der Nähe des Keils aus Feuerstein Knochen gelegen hätten - heute trifft dort der Kinzig- auf den Mainweg - , vermutet Zutz, dass an der Stelle vor 60 000 Jahren Jagdbeute zerlegt worden ist: »Man kann aber annehmen, dass ein Lagerplatz in der Nähe war.«
Von vielen Stücken in der namu-Sammlung lasse sich, so Geologe Dr. Mustafa Ceorim, die genaue Fundstelle nicht mehr feststellen. Gezeigt werden in der Vitrine auch Pfeilspitzen aus Mexiko, eine Axt aus Norddeutschland und Mikrolithen aus der Mittelsteinzeit (8800 bis 5000 vor Chr.). Sie wurden auf dem Hof Landwehrmann in Senne gefunden. Heinz-Dieter Zutz: »Nach dem Ende der Eiszeit war die Erdoberfläche von dichten Wäldern bedeckt, Feuersteine für Faustkeile waren rar. Die Menschen nutzten das wenige Material optimal und entwickelten daraus winzige Mikrolithen - Widerhaken für Harpunen oder zu langen Klingen in Holz zusammen gesteckt.«
Das jüngste Stück in der Vitrine ist ein Prunkbeil aus Jade und stammt aus der Neuzeit. Zutz: »Auch Neu-Guinea. Dort endete die Steinzeit erst mit dem Kontakt zur westlichen Kultur.«
Bis zum 4. Februar ist das Museum noch geschlossen. Dann wird im namu um 15 Uhr die Ausstellung »Viva Color - Farben der Natur« eröffnet. Sie dauert bis zum 20. Mai.

Artikel vom 31.01.2007