31.01.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Kriegskommandos per Fächer

Hingehauchte Landschaften, roter Lack und Elfenbeinschnitzereien


Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Das, was auf den ersten Blick aussieht wie hauchzarte Spitze, ist geschnitztes Elfenbein. Der Radfächer aus China, zusammengesetzt aus 53 Stäben, entstand 1800 - ein Prestigegeschenk für gekrönte Häupter. Die Kostbarkeit ist eines von insgesamt 260 Objekten, die von heute, Mittwoch, an im Deutschen Fächermuseum - Barisch Stiftung (Am Bach 19) ausgestellt werden: »Fächer aus dem Fernen Osten«.
Zu sehen sind Raritäten, die mit Lack, Silber, Emaille verziert wurden, deren gefaltetes Reispapier Szenen höfischen Lebens, aber auch den Stadtplan von Kanton, zarte Blumen oder hingehauchte Landschaften zeigen. Vertreten sind Fächerbeispiele nicht nur aus China, sondern auch unter anderem aus Burma, aus Indonesien, der Südsee, aus Thailand, aus Indien und natürlich aus Japan. Der Faltfächer wurde etwa um 800 in Japan erfunden, gelangte über China im 15. und 16. Jahrhundert aus Ostasien durch portugiesische Seefahrer nach Europa und trat von dort aus seinen Siegeszug durch Europa an. Japan schottete sich über die Jahrhundert bis zur erzwungenen Öffnung der Häfen 1854 ab, überschwemmte von da an aber auch den europäischen Markt mit Fächern aus Massenherstellung. Marieluise und Günter Barisch aber zeigen das Außergewöhnliche: Gun-sen, Kommandofächer der Samurai, Hi-Ogi, Hoffächer, wo die Zahl der Stäbchen den Rang des Trägers bestimmte, Tantos, die aussehen wie geschlossene Fächer, in Wirklichkeit aber einen Dolch verbergen. Aber auch knallbunte Werbefächer aus dem Japan von heute.
Das Ehepaar Barisch ergänzt die Fächer stets durch Exponate, die die jeweilige Zeit illustrieren: silberne Fingernagelschoner, Lackkästchen, Kinderhüte und Schuhe in Tiergestalt, die als Drache, Schwein, Tiger oder Löwe die Mädchen und Jungen vor Dämonen schützen sollten.
Gisela Bremer zeigt im Rahmen der Ausstellung japanische Tuschemalerei (Sumi E). Die künstlerische Handhabung des Pinsels erlernte sie in Japan, erwarb dort ihr Diplom (Roter Stempel). Unter dem Titel »Tusche und Kimono« zeigt Gisela Bremer zudem Arbeiten vom 11. Februar an im Pavillon Germanenstraße 22.
Das Deutsche Fächer Museum hat mittwochs, donnerstags und freitags von 14.30 bis 17 Uhr geöffnet; Gruppen nach Vereinbarung Tel. 0521/52164186.

Artikel vom 31.01.2007