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Neue Regeln für Busfahrer

Lenk- und Ruhezeiten verschärft

Marktheidenfeld (dpa). Busfahrer müssen sich von April an europaweit einheitlich auf verschärfte Lenk- und Ruhezeiten einstellen.
Durften Fahrer bisher zwölf Tage hintereinander für neun bis elf Stunden täglich hinterm Steuer sitzen, so müssten sie künftig nach sechs Tagen einen Tag pausieren. Martin Kaßler, Sprecher des Bundesverbandes Deutscher Omnibusunternehmer (bdo) betonte aber: »Reisebusunfälle haben in der Regel wenig mit den Lenk- und Ruhezeiten zu tun.« Ein Sekundenschlaf könne bereits nach einer halben Stunde hinter dem Steuer auftreten. Dem Verband zufolge wird es neben den deutschen und europäischen Gesetzen kein übergeordnetes Sicherheits-Gütesiegel der Branche geben. Von Juni an können sich deutsche Reisebus-Unternehmen jedoch verpflichten, einen festen Kriterienkatalog einzuhalten, sagte Kaßler. »Das ist dann wie eine Art Zertifizierung.« Unternehmen müssten etwa 60 Fragen unter anderem zur Wartung ihrer Fahrzeuge, zur Fahrerschulung und zum Sicherheitstraining beantworten.
Nach dem Busunfall mit belgischen Skiurlaubern auf der Autobahn 3 zwischen Würzburg und Frankfurt sind alle Verletzten außer Lebensgefahr. Der Zustand einer 55-jährigen Frau und eines 33-Jährigen, die bei dem Unglück am Sonntagmorgen am schwersten verletzt worden waren, habe sich stabilisiert.
Der Bus war - wie berichtet - möglicherweise nach einem Sekundenschlaf des Fahrers nahe Marktheidenfeld (Bayern) von der Fahrbahn abgekommen und eine Böschung hinabgestürzt. Gegen den 52 Jahre alten Fahrer wird wegen fahrlässiger Körperverletzung ermittelt. Nach Polizeiangaben hatte der Mann vier Stunden vor dem Unfall das Steuer übernommen. Ein Fahrerwechsel sei nur wenige Kilometer nach der Unfallstelle an einer Rastanlage geplant gewesen.
Bei dem Unfall waren beide Fahrer und die 42 belgischen Winterurlauber im Alter von 21 bis 77 Jahren verletzt worden, mehrere von ihnen schwer. 16 Reisende konnten gestern mit einem Ersatzbus nach Belgien zurückkehren. 19 weitere seien noch in Krankenhäusern.
Der belgische Verband der Reisebusunternehmen (FBAA) teilte mit, dass der Bus in einem guten technischen Zustand gewesen sei. Ende vergangenen Jahres habe das Fahrzeug problemlos die vorgeschriebene Kontrolle absolviert. Auch das betroffene Unternehmen Reizen Lauwers habe einen guten Ruf.
»Wir haben keine Anhaltspunkte, dass der 52-jährige Fahrer die Lenkzeit überschritten hat«, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Würzburg gestern. Auch Alkohol scheide als Unfallursache aus.

Artikel vom 30.01.2007