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»Zinsen bis zu 40 Prozent«

Verbraucherschützer werfen Banken Kreditwucher vor

Berlin (Reuters). Verbraucherschützer haben mehreren Geldinstituten Wucher bei Krediten vorgeworfen.

Die Kreditvergabe werde oft systematisch an den Abschluss einer so genannten Restschuldversicherung gekoppelt, sagte Edda Müller, Chefin des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen (vzbv), gestern in Berlin.
»Dieses kann zu Zinsen führen, die teilweise bei 20, 30 oder gar 40 Prozent liegen.« Die Verbraucherschützer forderten die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) auf, gegen eine solche Geschäftspolitik vorzugehen.
Der Bankenfachverband der auf Konsumentenkredite spezialisierten Institute wies die Vorwürfe zurück. »Die Studie verdreht die Realität der Kreditvergabe«, erklärte der Geschäftsführer des Bankenfachverbandes. In einem Brief an die BaFin dokumentierten die Verbraucherschützer die Kreditpraxis mit 200 eidesstattlichen Versicherungen von Bankkunden. Die Finanzaufsicht kündigte an, die Vorwürfe ernst zu nehmen.
Restschuldversicherungen dienen der Absicherung eines Darlehens, wenn der Verbraucher die Raten nicht mehr bezahlen kann oder vorzeitig stirbt. Die Police ist nach Ansicht der Verbraucherschützer oft überflüssig, weil es etwa ausreichende Sicherheiten durch vorhandene Geldanlagen gibt.
Dennoch wurde fast allen Kunden, die an der Untersuchung teilnahmen, eine solche Versicherung verkauft. 94 Prozent hätten gar kein Angebot ohne diesen Vertrag bekommen. Kein Kreditnehmer sei darüber informiert worden, dass die damit entstehenden Kosten nicht in der Angabe des effektiven Jahreszinses für das Darlehen enthalten sind. »Für uns ist diese Gesamtstrategie eine neue Form des Wuchers in Deutschland«, sagte der Kreditexperte der Bremer Verbraucherzentrale, Arno Gottschalk. Der vzbv verlangt ein Gesetz, das die Einbeziehung der Versicherungskosten in den effektiven Jahreszins zur Regel macht.

Artikel vom 30.01.2007