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Aufgepasst!
Bastian Sick gibt Nachhilfe: Bühne frei für den »Zwiebelfisch«
Bielefeld/Osnabrück. Heißt es nun Pizzas oder Pizzen? Gewinkt oder gewunken? Wird der Genitiv überleben - trotz des Dativs oder dem Dativ zum Trotz? Um den Wissensdurst der Nation zu stillen, geht Bastian Sick, Autor des Bestsellers »Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod«, auf Tournee. Charmant werden seine schönsten »Zwiebelfisch«-Kolumnen in Szene gesetzt. Eine Deutschstunde der besonderen Art erwartet das Publikum am Freitag, 30. März, 20 Uhr, in der Stadthalle Osnabrück. Bielefeld am Tag zuvor ist inzwischen ausverkauft.
Bevor der 41-Jährige seinen unterhaltsamen »Frontalunterricht« beginnt, wird gesungen. Heimlich nur, hinter der Bühne, um die Stimmbänder zu lockern. Aber selbst dabei singt ein Bastian Sick nicht irgendwelche Lieder. Udo Jürgens liefert ihm die Energie, um vor den Vorhang zu treten. »In seiner Musik vereint sich Dichtkunst und Kompositionsgenie zu einem Meisterwerk«, ist Sick überzeugt. Dass Udo Jürgens manchmal als Sänger leichter bis seichter Musik eingestuft wird, lässt er nicht gelten. »Wer das meint, hat offenbar nie richtig hingehört. Tatsächlich ist Udo Jürgens einer der bedeutendsten Chansonniers deutscher Sprache. Wäre ich Deutschlehrer, würde ich seine Lieder im Unterricht einsetzen.« Weil er seine Show indes nicht als solchen begreift, kommt Udo Jürgens nur hinter und nicht auf der Bühne vor. Seine Gedanken zu »Merci Cherie« oder »Ich schrieb nie ein Lied für Karin« sammelt er lieber - wie könnte es anders sein - in einer (Cover-)Kolumne.
Für seine Bühnenauftritt greift er er hingegen in den reichen Fundus seiner »Zwiebelfisch«-Kolumnen, die er seit 2003 bei »Spiegel-Online« veröfffentlicht. Der Drang nach sprachlicher Aufklärung ist ungebrochen groß. Das erklären nicht nur die Verkaufszahlen der Bücher, sondern auch die vielen Anfragen nach Autorenlesungen. Weil die nicht mehr zu bewältigen waren, entstand die Idee zur Tournee. Und so bekommt der geneigte Kolumnen-Leser den derzeit wohl bekanntesten deutschen Sprachpfleger vielleicht schon bald persönlich zu Gesicht. Wer sich einen verschrobenen Germanistikprofessor vorstellt, der in fachwortgespickten Essays mit der Verunglimpfung der deutschen Sprache hadert, den belehrt Sick schnell eines Besseren. Niemand brauche aus Furcht vor Fehlern Angst zu haben, mit ihm zu reden. »Ich bin ein harmloser Zeitgenosse mit ausgeprägtem Harmonieverständnis.« Margit Brand
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Artikel vom 09.03.2007