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Suche nach dem richtigen
Weg in chaotischer Welt

Shakespeares »Hamlet« hat im Stadttheater Premiere


Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Sätze wie »Etwas ist faul im Staate Dänemark« oder »Sein oder Nichtsein - das ist hier die Frage« gehören wohl zu den bekanntesten der Theaterliteratur. Nicht umsonst gehört »Hamlet« von William Shakespeare zu den am meisten gespielten Stücken überhaupt. Am Samstag, 3. Februar, 19.30 Uhr, hat »Hamlet« im Stadttheater Premiere.
Regisseur Matthias Brenner baut darin sein Personal auf wie die Besetzung eines Orchesters, als eine Gruppe, deren einzelne Mitglieder in Abhängigkeit zueinander stehen und wo Positionen behauptet und verteidigt werden müssen. Auch die Kostüme von Cäcilia Müller nehmen Bezug auf das Orchester als konzeptionelle Idee: mit Assoziationen an den Frack.
Gleichzeitig, so Dramaturgin Claudia Lowin, versuche man sich dem »elisabethanischen Showbiz« der Shakespeare-Ära anzunähern. »Hamlet« schildert Schicksale zu einer Zeitenwende, als »Riss zwischen zwei Epochen« (so Heiner Müller, der »Hamlet« selbst übersetzt und auf die Bühne gebracht hat). Für Regisseur Matthias Brenner scheitern die Akteure an sich selbst und an den kleinen Scharmützeln, die sie untereinander und mit sich selbst ausfechten. Hamlet, der Prinz von Dänemark, gespielt vom Thomas Wolff, sieht sich ständig in einem Zwang zu handeln, wenn er aber handele, dann bringt er Unglück. Brenner: »Er nimmt den Auftrag zur Rache an, die ihm gar nicht gehört.«
Hamlet selbst verkörpert die Zerrissenheit zwischen den Sitten am Hof und den fortschrittlichen Idealen, die ihm durch sein Studium in Wittenberg vermittelt wurden. Brenner wünscht sich, dass »die moderne Geschichte im Kopf des Zuschauers stattfindet«. Er will Menschen zeigen, die aufbrechen wollen, die aber nicht gemeinsam einer einzigen Idee folgen, sondern zeitversetzt zu Erkenntnissen kommen. Hamlet, aber auch die anderen Protagonisten, suchen nach dem richtigen Weg in einer chaotischen Welt, die von Verlust und Leere geprägt ist. Auch heute gibt es auf Hamlets Fragen keine eindeutigen Antworten: »Sein oder Nichtsein. . .«
Neben Thomas Wolff spielen Alexander Swoboda, Hans Fleischmann, Andreas Hilscher, Julian M. Grünthal, Harald Gieche, Carmen Priego, Therese Berger und Christina Huckle. Die Frauenrollen hat der Regisseur ungekürzt gelassen, sein »Hamlet« dauert gut dreieinhalb Stunden.
Nach der Premiere sind weitere Vorstellungen am 4., 7., 16., 23., 25. und 27. Februar.

Artikel vom 30.01.2007