29.01.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Eine Lachstunde
im Stadttheater

Ein voll komisches Kinderkonzert

Von Uta Jostwerner
Bielefeld (WB). Lachen muss der Mensch immer dann, wenn etwas anders verläuft als erwartet. Die Musikgeschichte ist voll von solch komischen Beispielen, weshalb es den Bielefelder Philharmonikern auch nicht schwer fiel, jede Menge witzige Musik aufzufahren.

Die beliebte Kinderkonzertreihe »Musik voll fett« wandelte am Sonntag im ausverkauften Stadttheater auf den Spuren voll komischer Musik.
Weil es so viel davon gibt, müsse die gängige Bezeichnung E-Musik -Êfür ernste Musik - eigentlich in W-Musik -Êfür witzige Musik -Êumbenannt werden, meinte Musikdramaturg Dr. Uwe Sommer, der seine Moderationen mit Witz und den schon bewährten Mitmachaktionen würzte.
Sie schafften es auch diesmal wieder, die Aufmerksamkeit des jungen Publikums über die Dauer von 90 Minuten aufrecht zu halten und die »graue Theorie« lebendig und erfahrbar zu machen.
Gioacchino Rossini war zum Beispiel so ein begnadeter Komponist, der Glücksgefühle mit Hilfe von Musik heraufbeschwören konnte. Dazu ließ er diese langsam immer lauter werden, wobei er entweder alle Instrumente gleichzeitig in der Lautstärke an- und abschwellen oder nacheinander einsetzen ließ.
Mit Fachausdrücken wie Crescendo und Decrescendo überfrachtete man das Publikum gar nicht erst, sondern startete den »Dim-dim-dim-dim«- Selbstversuch, bei dem das Publikum in feinen Stufen die Silben sang oder gestaffelt nach Papas, Mamas, Jungen und Mädchen einsetzte.
Rossini, so war überdies zu erfahren, war nicht nur ein sehr lebenslustiger Mann, der gerne viel aß und kochte. Er hatte bisweilen auch einen deftigen Humor: Für eine Sängerin, die er nicht mochte, schrieb er eine Arie, in der nur ein einziger Ton -Êdafür gleich 80 mal -Êvorkam. Auch hier hieß es: Probieren über studieren, ehe Victoria Granlund mit keckem Minenspiel das Werk aus der Oper »Ciro in Babilonia« vortrug.
Lustige Musik schrieb auch Igor Strawinsky, der seine »Circus Polka« für einen jungen Elefanten komponierte. Launig hob Dirigent Malte Hellweg die markanten, lustigen Merkmale der Musik hervor, bevor das Werk in ganzer Länge erklang.
Noch verrückter war György Ligeti, der die Ouvertüre für seine Oper »Le Grand Macabre« nicht, wie es sich gehört, für ein Orchester, sondern für zwölf Autohupen komponierte. Hier gab es für Angelina aus Schloß Holte und Johannes aus Bielefeld Gelegenheit, ein Hupkonzert zu veranstalten, während Lusie und Julie aus Oerlinghausen sowie Meike aus Bielefeld bei Henry Mancinis »Pink Panther« ihren großen Auftritt hatten.
Lachstoff wurde gezielt oder spontan erwirkt, und bei Jacques Offenbachs finalem »Can-Can« gab es kein Halten mehr, dafür kollektives rhythmisches Mitklatschen. Nicht ohne zwei stürmisch geforderte Zugaben ging auch dieses Kinderkonzert voll witzig zuende.

Artikel vom 29.01.2007