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Der König kann Spanien nicht helfen

Eine unberechenbare Mannschaft: Der Weltmeister rotiert bei dieser WM

Hamburg (dpa). Auf königlichen Beistand müssen Spaniens Handballer zwar verzichten, doch der Titelverteidiger will den Gastgebern die WM-Party trotzdem verderben.

Ein Mitglied der Familie von Monarch Juan Carlos werde nicht nach Köln reisen, jedenfalls nicht in offizieller Mission, sagte gestern ein Palastsprecher. Doch ein heißer Tanz wird es nach Ansicht der Iberer allemal.
»Spanien spielt gegen Deutschland und 19 000 Zuschauer. Die Selección muss im Viertelfinale mit der hässlichsten Tanzpartnerin vorlieb nehmen«, kommentierte die Zeitung »Marca« am Tag vor der Olympia-Revanche.
»Man kann sich den Gegner nicht aussuchen«, sagte Spaniens Trainer Juan Carlos Pastor vor dem 50. Aufeinandertreffen (22-5-22) der beiden Teams. »Vor der Kulisse habe ich keine Angst. Je mehr Leute da sind, desto besser. Das Publikum macht mir keine Sorge. Ich spiele lieber vor 20 000 Zuschauern als vor nur 1000.«
Vor dem Gegner hat Pastor viel Respekt. »Das deutsche Team hat sich im Laufe des Turniers stark entwickelt. Es wurde von Tag zu Tag besser. Es hat eine aggressive Verteidigung, gute Werfer wie Pascal Hens oder Christian Zeitz, spielt schnelle Konter und hat obendrein den Heimvorteil.«
Die von Pastor rekrutierten Spieler aus der Liga Asobal glänzten bei ihren Spielen in der Hauptrunde nur selten, doch auf Grund der ständigen Rotation im Kader waren die Iberer ehrgeizig, robust und vor allem schwer ausrechenbar. Egal ob Pastor die Entrerrios-Brüder Alberto und Raul bringt, die in der Bundesliga bekannten Demetrio Lozano und Ion Belaustegui, Roberto Garcia oder den ideenreichen Iker Romero - alle verkörpern sie das Prädikat Weltklasse. Hinzu kommt noch der knüppelharte Mittelblock mit den 100-Kilo-Männern Ruben Garabaya und Juan Perez, die beide jenseits der Zwei-Meter-Marke gemessen werden. Allein fünf Akteure spielen bei Ciudad Real, vier beim FC Barcelona und zwei bei Portland San Antonio.
»Der Schlüssel zum Erfolg liegt für uns darin, dass wir gut verteidigen, dem Spiel unseren Rhythmus aufzwingen und im Angriff flüssige Kombinationen spielen«, sagt Pastor. Doch die manchmal zu steif wirkende Abwehr des Weltmeisters ist mit taktischen Mitteln zu überwinden. Das haben die Dänen bewiesen, die mit Tempo und Spielwitz und einem herausragenden Keeper den Titelverteidiger schwindlig spielten.

Artikel vom 30.01.2007