03.02.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Zum Skifahren geht's
dieses Jahr hoch hinaus
Alpen-Touristik hofft auf eine »Verlängerung« des Winters ins Frühjahr hinein
Wer immer schon mal hoch hinaus wollte, wurde in diesem Winter geradezu zu seinem Glück gezwungen. Denn Wintersport war seit Saisonbeginn bis Ende Januar in den Alpen nur in Höhen über 1500 Meter entspannt möglich.
Da war der Saison-Trend längst klar: Statt in die grünen Berge zu fahren, entschieden sich die Deutschen lieber für den warmen Süden oder flogen gleich in die Ferne. Bei den zuletzt ziemlich gebeutelten Pauschalreise-Veranstaltern klingelten daher die Kassen.
Dieser Winter ist für die Alpen gleich in mehrfacher Hinsicht eine Katastrophe: Zum einen blieben wochenlang die Gäste aus und die Pisten, so überhaupt nutzbar, ziemlich leer. Gleichzeitig stieg wegen der maschinellen Beschneiung aber die Unfallrate. Der in seiner Konsistenz besonders harte und glatte Kunstschnee führte zu zahlreichen Stürzen, denn er verlangt hohes fahrerisches Können, verzeiht weniger Fehler und überfordert sogar zuweilen erfahrene Pistenflitzer. Typische Verletzungen bei Stürzen auf Kunstschnee sind komplizierte Splitterbrüche, die nicht selten dazu führen, dass künstliche Hüften oder Knie eingesetzt werden müssen.
Mit Durchhalteparolen versuchten die PR-Strategen trotzdem in den vergangenen Wochen, die Urlauber anzulocken. Das las sich so: »Oberstdorf kann als einer der wenigen Wintersportorte in den Alpen ein umfassendes Wintersportprogramm anbieten.« Im Zitat von Urs Kamber, Tourismus- Sportdirektor von Oberstdorf, wurde dann die Katze aus dem Sack gelassen: »Auf unseren Bergen herrscht Winterstimmung; in höheren Lagen über 1500 Meter findet man gute Pistenbedinungen und alpine Skifahrer kommen bei uns auf ihre Kosten. Bis auf einige wenige sind all unsere Liftanlagen und Pisten geöffnet.«
Flauer Winterspaß auch im Tiroler Zillertal: Die Talabfahrt der neuen Ahornbahn, Österreichs größte Seilbahn mit einem Fassungsvermögen von 160 Personen, blieb wochenlang geschlossen. Dem Zillertal bleibt als »Notnagel« freilich immer der Hintertuxer Gletscher. Dort kann man das ganze Jahr über auf Brettern unterwegs sein.
Aufgrund der Wetterlage und der für den Januar viel zu warmen Temperaturen musste der 12. Ski-Trail vom Tannheimer Tal nach Bad Hindelang verschoben werden. Als neuen Zeitraum für das internationale Langlauf-Ereignis, zu dem 1400 Athleten erwartet werden, fixierten die Verantwortlichen den 7. bis 11. März. Auch die Hahnenkamm-Abfahrt in Kitzbühel fiel dieses Jahr dem Wetter zum Opfer.
Der verkorkste Winter hat jedoch auch ein Gutes -Ênie zuvor wurde so anhaltend über den Klimaschutz in den Alpen diskutiert. Als einer der grössten Kur- und Ferienorte der Schweiz fühlt sich Davos von einer mögichen weiteren Erwärmung besonders betroffen. 75 Prozent der CO2-Emissionen von Davos werden durch Heizungen verursacht. Der Anteil des Verkehrs beträgt nur 17 Prozent. Eine Studie zeigt zudem auf, dass Davos zu 70 Prozent von fossilen Brenn- und Treibstoffen abhängig ist. Mit Ausnahme der Wasserkraft werden erneuerbare Energie-Träger in Davos nur wenig genutzt. Holz, Erdwärme, Solarenergie und Biomasse entsprechen lediglich einem Anteil von 2,5 Prozent des gesamten Energieverbrauchs.
Dementsprechend will sich die Gemeinde in den vier Bereichen Förderung der Energie-Effizienz, der erneuerbaren Energien und des regionalen Holzkreislaufs stärker engagieren und bis 2014 den Ausstoss des klimaschädigenden CO2 von jährlich mehr als 100 000 Tonnen um 15 Prozent reduzieren.
Insgesamt hofft man in den Alpen aber, dass der verspätete Winter wenigstens in die Frühjahrs-Verlängerung geht. Die neue Skizone »Hohe Tauern Kärnten« südlich des Alpenhauptkammes zum Beispiel ist es gewohnt, dass sich der Winter auch angesichts frühlingshafter Temperaturen bis Anfang Mai ausnahmslos in Weiß zeigt. Grund dafür ist die Höhenlage: Keines der drei Skigebiete startet unter 1300 Höhenmetern und allesamt spielen sie in der Liga der »Oberen Zwei- bis Dreitausend«. Thomas Albertsen

Artikel vom 03.02.2007