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Verliebt in die Roten aus Neuss

130 Treckerfreunde kamen zum IHC Winterkonvent nach Altenhagen

Von Michael Diekmann
und Bernhard Pierel (Fotos)
Bielefeld (WB). »Der springt ja sofort an!« Die Umstehenden sind fasziniert. Der dunkelgraue McCormick F12 knallt drei Mal kurz, dann verblüfft der Oldtimer mit einem runden Leerlauf. »Die Batterie und den Anlasser habe ich nachgerüstet«, gesteht Gerhard Farwick (76): »Das ewige Kurbeln war ich einfach leid.«

Der alte McCormick, Baujahr 1939, und sein knapp zehn Jahre älterer Eigentümer, waren das älteste Gespann beim vielbeachteten IHC-Winterkonvent in Altenhagen. Mehr als 130 Gäste aus Deutschland, Belgien, Österreich und den Niederlanden waren der Einladung der Treckerfreunde Leopoldshöhe und Altenhagen gefolgt. Im »kleinen Kreis« drehte sich drei Tage lang alles um die roten Landmaschinen aus Neuss, um die Marken Farmall, McCormick oder IHC, was soviel heißt wie International Harvester Company.
Die Roten aus Neuss, weiß Mit-Organisator Hans-Dieter Heitland, waren in der Mobilisierung der Landwirtschaft im Nachkriegsdeutschland so etwas wie der VW Käfer in Sachen Auto. Die so genannten Zwanziger (20 PS) waren ein Verkaufsschlager. Heute steigt ihr Wert bei Sammlern. Denn: In der Zwischenzeit hat es Jahre gegeben, in denen Fahrzeuge einfach nach Gebrauch verschrottet wurden. Heute schart sich um die Landmaschinen und Anbauteile eine riesige Fan-Gemeinde von Sammlern unterschiedlichster Berufe. In der Freizeit, freut sich Heitland, sind die nicht selten begnadete Schrauber. Und die Ersatzteilversorgung funktioniert letztlich auch über Hilfsmittel wie »Buschfunk und Beziehungen«.
Hans-Dieter Heitland und seine Vereinskameraden, allen voran Dieter Sieweke und Volker Schuckenbäumer, hatten sich das Winterkonvent »vor die Brust genommen«. Im Schneegestöber am Freitag reiste die rote Fangemeinde an, übernachtete in Fremdenzimmern oder Wohnwagen direkt am Veranstaltungsort. Treckerfreunde sind eben gesellig, wetterfest und hart im Nehmen. Was sie dann beim Konvent erlebten, sind unvergessliche Momente.
Es wurden unter fachlicher Anleitung Reparaturen geübt, dazu gab es viele wertvolle Tipps von echten Experten. Solchen Profis wie Manfred Meyer. Der war einst Kundendienst-Trainer bei IHC, schulte Meister und Monteure. Was die Gäste am meisten faszinierte und Gastgeber Hans-Dieter Heitland am meisten rührte, war der Besuch von Dr.-Ing. Bodo Hassebrauck. Das heute 76-jährige IHC-Urgestein war einst Konstrukteur in der Entwicklung in Neuss. In einem packenden Vortrag erzählte er von Entwicklungen und Fehlschlägen in der Unternehmensstrategie. Und am Ende vermachte Hassebrauck Heitland seinen uralten Aktenkoffer samt Inhalt: Papiere aus den Glanzzeiten von IHC.
Mehr als ein Dutzend unterschiedlicher roter Maschinen unterschiedlicher Baujahre brachten die Altenhagener Treckerfreunde selbst an den Start. Ein paar auswärtige Besucher hatten besonders schöne Stücke auf Planentiefladern trocken ins verregnete Altenhagen mitgebracht. Gerhard Farwick allerdings machte sich Sonntag auf der Straße auf den Heimweg mit seinem uralten F12. Das Unikat mit Petroleum-Motor schnurrt wie ein Uhrwerk. Farwick: »Und die paar Kilometer rüber nach Ubbedissen und bis Bechterdissen sind für ältere Herren ein Klacks...«

Artikel vom 30.01.2007