03.02.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Den richtigen DurchblickEin Hoch auf das Nasenfahrrad: Wie aus dem »Beryll« eine Brille wurde
Egal ob Dagobert Duck oder Harry Potter: Auch Berühmtheiten tragen eine Brille für den richtigen Durchblick. Und wer selbst ein »Nasenfahrrad« hat, weiß: Nicht nur beim Geldzählen und Zaubern ist es sehr hilfreich...
Zugegeben: Manchmal ist es auch etwas lästig. Doch was sollten die Leute im Mittelalter denn sagen? Sie mussten sich wahre Ungetüme auf die Nase setzen. Die Gläser wurden aus Bergkristall oder einem Halbedelstein namens »Beryll« (daher das Wort »Brille«) geschliffen. Die Fassungen waren aus Eisen oder Holz - und Bügel für die Ohren noch nicht erfunden. Also musste man sich seine Brille immer mit der Hand vor die Augen halten. Da guckst du!
Das war aber sogar schon ein Fortschritt. Vorher gab es nämlich nur den Lesestein - eine Art Halbkugel aus Beryll oder Bergkristall, mit der man beim Lesen über die Buchstaben fuhr, um sie zu vergrößern. Der Gelehrte Roger Bacon war es, der den Steinen im Jahr 1268 einen Griff gab, mit dem man sie wie eine Lupe vor das Auge halten konnte.
Bis man auf die Idee kam, dass Ohren für Brillenträger eine »tragende« Rolle spielen könnten, vergingen fast 500 Jahre. Vorher gab es lustige Versuche, Brillenträgern die Hände frei zu halten. Zum Beispiel die Mützenbrille, die an eine Kopfbedeckung geknotet wurde, damit die Gläser vor den Augen baumeln konnten. Oder das Monokel, ein Brillenglas, das sich hauptsächlich Männer zwischen Wange und Augenbraue klemmten. Oder den Zwicker, der ohne Bügel auf die Nase gesteckt wurde -Êdas ist das Modell, das Dagobert Duck trägt.
Wenn Harry Potter dem bösen Voldemort ins Auge blickt, dann tut der Kinderbuchheld das durch nahezu unzerbrechliche Kunststoff-Gläser, die er sich mit einem federleichten Titan-Gestell hinter die Ohren klemmt. Da wird Verschwommenes klar - garantiert ganz ohne Zauberei!Margit Brand

Artikel vom 03.02.2007