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Federer - der Gipfelstürmer

Australian Open: Serena Williams triumphiert gegen Maria Scharapowa

Melbourne (dpa). Mit dem schnellsten Triumphzug seit Björn Borg vor 27 Jahren hat Roger Federer seinen Sturm auf den höchsten Tennis-Gipfel fortgesetzt, Serena Williams ließ sich auch von der Nummer eins nicht mehr aufhalten.

Nach dem sensationellen Comeback der US-Amerikanerin hat sich der Schweizer Titelverteidiger ebenfalls seinen dritten Sieg bei den Australian Open geholt. Federer setzte sich im Finale mit 7:6 (7:2), 6:4, 6:4 gegen Chiles Doppel-Olympiasieger Fernando Gonzalez durch. Damit schaffte der 25-Jährige als erster Spieler seit Borg bei den French Open 1980 das Kunststück, ein Grand-Slam-Turnier ohne Satzverlust zu gewinnen.
Sein Lohn für den nächsten Triumph in Melbourne nach 2004 und 2006 sowie den zehnten Grand-Slam-Titel waren umgerechnet 768 000 Euro. »Ich bin so glücklich«, sagte Federer, der das Match nach 2:20 Stunden mit einer krachenden Rückhand beendete und sich danach auf den Platz fallen ließ. »Erst ist es Erleichterung, Sekunden später kommt die Freude.« Tränen wie im Vorjahr gab es diesmal nicht.
Serena Williams hatte wie schon 2003 und 2005 gejubelt, doch nur zwei Grand-Slam-Siegerinnen waren in der Weltrangliste schlechter notiert. Dank des klaren 6:1, 6:2 über die topgesetzte Russin Maria Scharapowa und ihres achten großen Titels macht die 25-Jährige einen Riesensatz vom 81. auf den 14. Platz.
Mehr Grand-Slam-Titel als Federer haben nur noch Pete Sampras (14), die Australier Roy Emerson (12) und Rod Laver (11) sowie Björn Borg (11) geholt. »Ich wollte nicht über Petes Rekord reden, bevor ich nicht die Hälfte geschafft habe. Aber jetzt komme ich so schnell immer näher. Der Sieg hier gibt Auftrieb für das ganze Jahr«, sagte Federer, dem im Vorjahr nur die French Open zum Grand Slam fehlten. Zuletzt hatte Laver 1969 die vier wichtigsten Turniere in einem Jahr gewonnen.
»Voriges Jahr dachte ich zum ersten Mal: Ich kann es schaffen«, gestand Federer, dem mit seinem 36. Sieg in Folge eine persönliche Bestmarke gelang. Zur Einstellung des Rekordes, den der Argentinier Guillermo Vilas hält, fehlen ihm noch zehn. Federer wird außerdem Ende Februar mit 160 Wochen als Nummer eins den Rekord von Jimmy Connors einstellen und danach auch übertreffen.
Wegweiser im Endspiel war der erste Satz. Gonzalez besaß nach dem ersten Break beim 5:4 mit eigenem Aufschlag zwei Satzbälle. Einen entschärfte Federer am Netz, den zweiten vergab Gonzalez überhastet. Wenig später wehrte der 26-Jährige beim Stand von 5:6 zwar vier Satzbälle von Federer ab, doch im Tiebreak war der Weltranglisten-Erste klar stärker. Da war der Weg frei zum Triumph.
Viel Beifall erhielt auch Serena Williams: »Ich habe auf alle Kritiken geantwortet, das werde ich weiter tun. Wenn ich gut spiele, ist es für jeden schwer, mich zu schlagen - im Damen-Tennis natürlich«, hatte sie nach der überragenden Leistung im Finale am Samstag erklärt. Zu ihrer Fitness meinte sie: »Ich werde nun mal keine flache Brust und keinen flachen Hintern haben. Ich habe gezeigt, dass ich - wenn nötig - auch drei Stunden spielen kann.«
In der neuen Rangliste ist ab heute Maria Scharapowa wieder die Nummer eins, doch die 19-jährige Russin blieb wie ihre Kolleginnen aus der Weltspitze den Nachweis ihrer Klasse im Turnierverlauf weitgehend schuldig. Der dritte Grand-Slam-Titel nach 2004 in Wimbledon und bei den US Open 2006 wäre nicht verdient gewesen. Scharapowa nahm die Niederlage aber nicht zu schwer: »Das ist nicht das Ende der Welt. Diese Momente machen einen stärker. Ich komme wieder.«
Herren-Doppel: Bob Bryan/Mike Bryan (USA/1) - Jonas Björkman/Max Mirnyi (Schweden/Weißrussland/2) 7:5, 7:5
Damen-Doppel: Cara Black/Liezel Huber (Simbabwe/Südafrika) - Chan Yung-Jan/Chuang Chia-Jung (Taiwan) 6:4, 6:7, 6:1
Mixed: Daniel Nestor/Jelena Lichowzewa (Kanada/Russland) - Max Mirnyi/Victoria Asarenka (Weißrussland) 6:4, 6:4

Artikel vom 29.01.2007