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Alles brennt - die Luft und der Baum

Röbers Startsieg mit Borussia Dortmund erschüttert den Meister FC Bayern

Von Klaus Lükewille
Dortmund (WB). »Mehr geht nicht.« So kurz und knapp kommentierte der strahlende Gewinner seine Bundesliga-Rückkehr. »Viel weniger geht nicht.« So sah der frustrierte Verlierer die neunzig Minuten.

Jürgen Röber und Felix Magath schüttelten sich anschließend die Hand. Dann trennten sich ihre Wege. Und während der Dortmunder Trainer nach dem 3:2-Triumph gegen den Meister noch eine halbe Stunde über das Spiel referierte, verschwand sein Münchner Kollege wortlos im Bus. »Die Luft muss in unserem Stadien wieder brennen«, hatte Röber vor seiner Premiere gefordert. Es wurde trotz eisiger Temperaturen ein heißer Abend und mit diesem Erfolg sollen die Dortmunder Depressionen beendet sein. Der Trainer war stolz auf seine Mannschaft: »Wir haben die große Chance genutzt und konnten in nur 90 Minuten die Hinrunde vergessen machen.«
1:0, 1:2, 3:2. Borussia zeigte endlich mal wieder Engagement auf höchstem Niveau, dazu auch beachtliche spielerische Ansätze. Für Röber keine Überraschung: »Ich wusste, dass die Mannschaft das Potenzial besitzt. Wenn die Leute auf den Rängen sehen, dass wir kämpfen wollen, dann steht diese gelbe Wand gleich wieder hinter uns.« So war es. Die Südtribüne bebte. Die Luft brannte.
In München brennt dagegen der Baum, auch noch fünf Wochen nach Weihnachten. »Ich hätte nie gedacht, dass wir in Dortmund verlieren würden«, stellte Magath fest. Nach der Pause verschenkten sie fahrlässig die 2:1-Führung und Präsident Franz Beckenbauer wetterte: »Das war wie in der Vorrunde. Die Mannschaft hat ohne Leidenschaft und phasenweise völlig bewegungslos gespielt.« Der »Kaiser« legte noch nach: »Ich verstehe auch nicht, dass unser Trainer weiter auf Bastian Schweinsteiger als Spielmacher setzt. Das ist nicht seine Position.«
Da gab es allerdings sofort Widerspruch von Magath, der weiter auf uneingeschränkter Aufstellungs-Autorität besteht: »Ich bleibe dabei: Schweinsteiger ist mein Kopf im Mittelfeld.«
Allerdings: In Dortmund wirkte der WM-Teilnehmer kopflos, fiel nur durch seine ungewöhnliche Kleiderordnung auf. Kurzes Sommertrikot, darunter ein weißes Unterhemd mit langen Armen, dazu trug er Wollhandschuhe.
Mit Samthandschuhen wird Magath seine Spieler ab sofort nicht mehr anfassen: »Wir können immer noch Meister werden. Aber wir dürfen uns nichts mehr erlauben. Es ist fünf vor Zwölf. Gegen Bochum müssen wir am Dienstag unbedingt gewinnen.«
Im nächsten Spiel will sich auch die Borussia beweisen. Der Weg führt nach Mainz, es gibt im Moment angenehmere Auswärtsaufgaben. Aber Christoph Metzelder ist überzeugt, dass es nicht zu einer Bruchlandung am Bruchweg kommen wird: »Wer gegen Bayern aus dem 1:2 ein 3:2 macht, der muss eine gute Truppe haben.«

Artikel vom 29.01.2007