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HSV bringt die Sache
zu oft auf den Punkt

Mit Unentschieden Nummer elf weiter nur Vorletzter

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
Bielefeld (WB). Früher war eben doch alles besser. Wie zum Beispiel die Zwei-Punkte-Regel. »Schade, dass die abgeschafft worden ist«, entgegnete Bastian Reinhardt auf den Hinweis, dass der Hamburger SV nach alter Rechenart schon Liga-Platz 15 erklommen hätte.

So aber reiht er als Tabellen-Vorletzter Unentschieden an Unentschieden, schon elf insgesamt und zuletzt drei nacheinander. Der Trainer nennt auch das bereits »unsere kleine Erfolgsserie.« Thomas Doll und seine Mannschaft müssen der Not gehorchend nehmen, was sie bekommen können. Wie ein 1:1 in Bielefeld. »Als Fortschritt würde ich das jetzt nicht bezeichnen«, räumte der Trainer ein, »aber einbuddeln müssen wir uns auch nicht.«
Ist ja auch alles schon mal da gewesen, nur noch viel schlimmer. Letzter Spieltag der Hinrunde, Aachener Tivoli: Hamburg kann einen 3:1-Vorsprung nicht über die Runden retten. Zum Schluss schickt Verteidiger Reinhardt den Ball ins eigene Netz. Auch in der SchücoArena wird der HSV wieder ganz am Ende »getroffen«. Reinhardt: »Das war schon wie ein Déjá-Vu für mich. Außer, dass ich ihn dieses Mal nicht selbst mache.«
Auf den Punkt gebracht hat seine Mannschaft die Sache ein wenig zu oft. Deshalb beschrieb Reinhardts Abwehrkollege Joris Mathijsen die Situation schon sehr punktuell: »Wir müssen uns Punkt für Punkt da unten heraus kämpfen. Obwohl ein Punkt zu wenig ist.« Darin steckt noch nicht einmal ein Widerspruch. Wer bis nah vor dem Abpfiff den »Dreier« vor Augen hat, kann mit der kleinen Lösung nicht einverstanden sein. »So ein Spiel musst du dann auch mal mit 1:0 gewinnen«, ärgerte sich Kapitän David Jarolim über den späten Bielefelder Ausgleich nach Danijel Ljubojas zeitigem HSV-Führungstreffer (10.).
Besonders bitter war das für den Hamburger Schlussmann. Frank Rost hätte fast Rost angesetzt, wurde bis zur 89. Minute nie ernsthaft geprüft - und musste dann doch machtlos dem Kopfball des Arminen Marcio Borges nachsehen. Der Schalker ist als Hamburger kein anderer geworden. Von diesem Torhüter gab und gibt es klare Ansagen: »Wir müssen dieses Gequatsche von der 2. Liga, diesen ganzen Rotz rauskriegen.«
Als Neuzugang kann seine Vorbelastung als gering eingeschätzt werden, bei den Teamkollegen ist die Prognose weniger günstig. »Natürlich geht das an die Nerven, wenn du wieder nicht gewinnst«, gab der ehemalige Armine Reinhardt zu. Und als Kapitän Jarolim an den nächsten Gegner dachte, frohlockte der Tscheche auch nicht gerade: »Das wird jetzt gegen Cottbus ganz schwer.« Denn Energie steht nach dem 3:1 gegen Gladbach mächtig unter Strom.
Eine neue Diskussion um Doll wollen die Hamburger, bei denen Stürmer Ivica Olic (27) von ZSKA Moskau auf der Wunschliste stehen soll, dabei unbedingt vermeiden. Nur darf sich der Trainer nicht sicher fühlen, so lange seine Elf weiter sieglos hintendran hängt. »Wir treten auf der Stelle«, sagte Doll beim Tabellenblick, wirkte aber weniger angegriffen und niedergeschlagen als im alten Jahr. »Dolli schafft das«, glaubt sein Bielefelder Freund und Kollege. Bei Eintreffen dieser Prognose bliebe es dabei, dass Thomas von Heesen eher in Dortmund gefragt sein dürfte als beim HSV.

Artikel vom 29.01.2007