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»Jeder weiß, worauf es ankommt«

Bielefelder Abstiegserfahrung will sich Reinhardt mit Hamburg ersparen

Von Werner Jöstingmeyer
Bielefeld (WB). Hamburgs Abwehr-Hüne Bastian Reinhardt hat zweifellos schon glücklichere Fußballtage erlebt. Dazu zählen sicherlich auch seine drei Jahre bei Arminia Bielefeld. An diesem Samstag kehrt der 31-jährige gebürtige Mecklenburger an seine ehemalige Wirkungsstätte zurück.

Alles oder nichts, lautet die Devise für den Bundesliga-Dino Hamburger SV. Mit mageren 13 Zählern auf dem Konto schippert der einst stolze hanseatische Vorzeigeklub womöglich dem ersten Abstieg in der 44-jährigen Bundesligageschichte entgegen. »Bielefeld ist für uns ein ganz entscheidenden Spiel«, sagt Reinhardt und mag gar nicht daran denken, was im Fall einer Niederlage passiert.
So früh wie keine andere Mannschaft begannen die Hamburger mit der Vorbereitung auf die Rückserie. »Nach über vier Wochen wird es jetzt auch Zeit, dass es endlich losgeht«, meint der 1,94 Meter große Innenverteidiger voller Ungeduld und sagt: »Jeder weiß, worauf es ankommt.« Den Ernstfall probte der HSV am vergangenen Samstag vor ausverkauftem Haus gegen den Deutschen Rekordmeister Bayern München und unterlag mit 0:2. »Die Bayern haben in der ersten Halbzeit unsere Schwächen eindeutig aufgezeigt«, analysierte Bastian Reinhardt anschließend im NDR-Fernsehen diese Partie. Dennoch sah er nach dem Seitenwechsel auch positive Ansätze: »Da standen wir weitaus besser. Das war wirklich gut für unser Selbstvertrauen.«
Im neuen Torwart Frank Rost (kam von Schalke) sieht Reinhardt einen weiteren Motivator, der unmissverständlich den Mund aufmacht, wenn ihm etwas nicht gefällt. Allerdings sagt er auch: »Uns fehlt kein Lautsprecher, aber die konstante Leistung auf dem Platz.« Der ehemalige Bielefelder, der vor Saisonbeginn in Hamburg lange auf einen Anschlussvertrag warten musste, gilt an der Elbe als kämpferisches Vorbild. Gelernt hat er diese Tugend bei Arminia, wo ihn Trainer Benno Möhlmann einst zum Kapitän bestimmte.
Gern erinnert sich »Basti« an sein dreijähriges Engagement beim DSC. Geblieben sind die Freundschaften zu seinen ehemaligen Teamgefährten Mathias Hain, Rüdiger Kauf und Detlev Dammeier. »Unser Aufstiegsjahr 2002 war riesig.« Und mit etwas belegter Stimme: »Den Abstieg zu meinem Abschied ein Jahr später hätte ich mir gern erspart.«
Dieses Schicksal soll ihm in Hamburg nicht widerfahren. »Wir hatten mit dem Trainingslager in Dubei eine harte Vorbereitung. Wenn auch nicht alles klappte, was wir uns vorgenommen haben, werden wir alles dransetzen, um in Bielefeld zu gewinnen.«
Beim traditionsreichen Hamburger Sportverein sind die Töne in den vergangenen Wochen zweifellos lauter geworden. »Unser Trainer hat die Zügel noch mehr angezogen«, gehören auch für Reinhardt die früheren Streicheleinheiten der Vergangenheit an. Präsident Bernd Hoffmann fordert aus den ersten beiden Partien vier Punkte. Für den Abwehrchef sind dies zwei zu wenig. »In unserer Situation dürfen wir weder bei Arminia noch zu Hause gegen Cottbus Zähler liegen lassen.«
Gestern Abend quartierte sich der HSV im Marienfelder Sporthotel Klosterpforte ein. Die Spieler schliefen unter einem Dach mit Arminias Amateuren, die dort zum Abschluss ihres Trainingslagers schon mal ein »blaues Wunder« prophezeiten.

Artikel vom 27.01.2007