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21-Jährige ist
Mutter der drei
toten Babys

Schülerin räumt die Geburten ein

Thörey (dpa). Drei tote Babys innerhalb einer Woche auf dem gerade erst ersteigerten Grundstück - der Schock sitzt tief bei der jungen Thüringer Familie.
Ein Beamter stellt Beweismaterial sicher. Fotos: dpa

Es war am Donnerstag um 13.32 Uhr: Der Mann berichtete am Telefon verstört, er habe zwei weitere Babyleichen auf seinem Gehöft im kleinen thüringischen Örtchen Thörey bei Arnstadt entdeckt, sagte Emil Brockmann von der Kriminalpolizei Gotha.
Kurz zuvor hatte er mit einer Mistgabel einen kleinen Karton angehoben und bemerkt, dass dieser ungewöhnlich schwer ist. Er stach mit dem Werkzeug ein Loch hinein, ein übler Geruch schlug ihm entgegen. Die schlimme Befürchtung hatte sich bestätigt: Eine Woche, nachdem er bei Aufräumarbeiten auf dem Anwesen eine Mädchenleiche in einem Plastiksack fand, entdeckte er zwei weitere tote Babys. Seine Frau will nicht mehr in das kleine gelbe Haus in der Nähe der kleinen Kirche einziehen.
Nach dem Fund vor einer Woche hatten Polizisten das Gelände mit dem zweistöckigen Wohnhaus auch mit einem Leichenspürhund abgesucht. Dann gaben sie dem Besitzer seine Schlüssel zurück. Der wollte nach dem Fund des ersten toten Babys die Garage ganz abreißen. In einer Zwischendecke, zwischen Dachbalken und Isolierwolle versteckt, fand er dabei zwei kleine Kartons, die in Tüten und mit Klebeband verschnürt waren. Zusammen mit Bauschutt brachte er die Kisten nach draußen und ließ sie aber zunächst unbeachtet liegen.
Seit dem Fund der beiden weiteren Leichen wird das Anwesen wieder von einem Großaufgebot an Spezialisten durchsucht. Hinter dem Hoftor wurden Betonflächen aufgebohrt, die Jauchegrube ausgepumpt. Auch eine zugemauerte Tür in dem Haus sollte geöffnet werden. Es werde überprüft, ob irgendwo noch weitere Leichen versteckt seien, sagte Brockmann.
Gegen die 21 Jahre alte Mutter der drei toten Babys wurde am Freitagnachmittag Haftbefehl erlassen. Dieser sei allerdings gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt worden. Die Schülerin war noch am Donnerstagabend festgenommen worden und hatte gestanden, mit 16 Jahren auf dem Anwesen in Thörey, das damals noch ihren Eltern gehörte, einen kleinen Jungen zur Welt gebracht zu haben und das Kind dann in der Garage versteckt zu haben. Ein Jahr später habe sie ein Mädchen geboren und es ebenfalls dorthin gebracht. Auf die Ermittler habe die junge Frau einen gefestigten Eindruck gemacht.
Bei einer Obduktion der Babyleichen sei bisher keine Todesursache herausgefunden worden, heißt es. Ob die toten Kinder einen oder unterschiedliche Väter haben, ist noch unklar. Die Eltern - ein arbeitslose Ingenieur und eine Krankenschwester - hatten gesagt, nichts von der Schwangerschaft ihrer Tochter bemerkt zu haben. Wenn eine Frau so viele Kinder innerhalb kurzer Zeit zur Welt bringe, sei es kaum vorstellbar, dass die Familie nichts bemerkt habe, sagt Brockmann. Auch eine ältere Schwester der Schülerin sollte vernommen werden - sie verweigerte jedoch die Aussage.

Artikel vom 27.01.2007