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Schon 47 Treffer:
Meisterschützen
auf Titeljagd

Werder Bremen holt Rosenberg

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
Bremen (WB). Nicht immer ist wichtig, was auf dem Fußballplatz passiert. Bremen beschäftigte in dieser Woche eine ganz andere Nachricht. Werder-Stürmer Ivan Klasnic musste sich einer Nierentransplantation unterziehen. Wenn alles gut klappt, kann der Kroate in einigen Monaten wieder für seinen Klub auf Torjagd gehen.

Warum er sich am Scheibenschießen des Halbzeitmeisters in der Hinrunde kaum beteiligte, ist nun auch klar. Der Formverfall des WM-Teilnehmers hat seine Erklärung gefunden, die fehlende körperliche Fitness degradierte Klasnic zeitweise zur Nummer vier unter den grün-weißen Angreifern. Da dem Patienten alle Zeit zur Genesung eingeräumt wird, bekommen die verbliebenen Angreifer Miroslav Klose, Aaron Hunt und Hugo Almeida einen neuen Konkurrenten und Kameraden. Markus Rosenberg erhält sogar das klassische Stürmertrikot mit der »9« hintendrauf. Gestern wurde der 24 Jahre alte Schwede von Ajax Amsterdam beim SV Werder präsentiert.
Vier Millionen Euro müssen die Bremer an ihren nächsten UEFA-Cup-Gegner für diesen Transfer berappen. Gut angelegtes Geld, wenn Sportdirektor Klaus Allofs Recht behält: »Rosenberg ist schnell, beidfüßig, technisch versiert und hat einen guten Kopfball. Mit diesen Fähigkeiten kann er neue Elemente in unser Spiel einbringen.«
Denn der Tabellenführer möchte es an nichts fehlen lassen, um seine ganz große Chance zu nutzen. Werder greift nach dem Titel, zum fünften Mal nach 1965, 1988, 1993 und 2004 winkt die Deutsche Fußball-Meisterschaft. »Wir sind dazu in der Lage, keine Frage«, sagt Trainer Thomas Schaaf. Ein paar ehrenvolle Worte gab es auch aus London. Chelsea-Trainer José Mourinho lobte die Deutschen nach deren 1:0-Triumph in der Champions League: »Sie haben eine sehr starke Mannschaft, sie haben gut gegen uns gekämpft und diesen Erfolg absolut verdient.«
Die Vollendung der europäischen Reifeprüfung steht zwar weiter aus, weil die Hanseaten im »Finale« beim FC Barcelona dann doch etwas zu viel Respekt mit auf den Rasen brachten, das nötige Remis verpassten und so in der »Monstergruppe« am Ende nur Platz drei belegten. Aber für das Selbstvertrauen in der Bundesliga half auch der. Bremen hat eine breite Brust, darauf müssen sich Schalke und Bayern einstellen.
Herausragend ist die Einschussquote. Nach den 47 Treffern des Spitzenreiters folgt lange nichts, ehe die Statistik auf die 30 Tore von Titelverteidiger München stößt. Auch nicht schlecht, dennoch mickrig im Direktvergleich. Der Unterschied liegt darin, dass bei Werder auch ein Verteidiger regelmäßig zuschlägt. Mit den gefürchteten Krachern des Brasilianers Naldo kann eine schlechtere Partie wie zum Jahresabschluss gegen den VfL Wolfsburg notfalls mit Gewalt entschieden werden.
So gibt es eigentlich nicht viel, was die Mannschaft davon abhalten könnte, Platz eins zu behaupten, wenngleich der Vorsprung gegenüber Verfolger Schalke 04 nur aus einer besseren Tordifferenz besteht. Aus dem Weg gehen können sich die beiden auch nicht. Schon am nächsten Sonntag wird im Weserstadion das Top-Duell der Liga angepfiffen.
Den Rückrundenauftakt bestreitet Werder daheim gegen Hannover 96. Das hält Trainer Schaaf durchaus für eine gefährliche Geschichte. Der Nordrivale kommt mit der Empfehlung von vier Auswärtserfolgen und gewann auch in München mit 1:0. Bremen wäre daher mit einem mageren Sieg zufrieden, auch wenn der das Versprechen von Frank Baumann gefährdet. Im Fußball-Organ Kicker kündigte der Kapitän an, dass Werder die 100-Tore-Marke knackt. Sollte dies nur annährend gelingen, dürften sich die Bremer zum Schluss der Saison mit hoher Wahrscheinlichkeit Meisterschützen nennen.

Artikel vom 27.01.2007