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»Fohlen« auf
der Suche nach
ihrer Identität

Weber stärkt das Mannschaftsgefühl

Von Werner Jöstingmeyer (Texte)
und Stefan Hörttrich (Fotos)
Marienfeld (WB). Wo während der Weltmeisterschaft im vergangenen Sommer die portugiesische Fußball-Nationalmannschaft logierte und derzeit die WM-Handballer aus Frankreich und Island ihr Quartier aufgeschlagen haben, sind seit Mittwochmittag Arminias Amateure nicht minder herzlich willkommen. Im noblen Hotel Klosterpforte in Marienfeld bereiten sich die »kleinen Blauen« bis Sonntag auf die Rückrunde der westfälischen Oberliga vor.

Den guten Beziehungen von DSC-Teammanager Hans Scholz zu Hotelchef Reinhold Frie ist es zu verdanken, dass sich die »Zwote« des DSC den viertägigen Aufenthalt in dem vier-Sterne-Sporthotel leisten kann. »Hier haben wir alles was wir brauchen. Ein tolles Trainingsgelände, gutes Essen und die nötige Ruhe«, zeigt sich Cheftrainer Dr. Jörg Weber rundherum zufrieden und stellt fest: »Sehr wichtig ist auch, dass wir mal ein paar Tage zusammen sind und den Mannschaftsgeist entsprechend fördern können.«
Mit einem kleinen Obulus beteiligen sich die Spieler an den Kosten. »Es gibt schließlich eine Mannschaftskasse« grinst Hans Scholz verschmitzt. Und Coach Weber fordert zudem noch eine andere »Zugabe« des Teams: »Wir wollen eine eigene Identität entwickeln und zeigen, dass wir eine Bundesliga-Nachwuchsmannschaft sind. Deshalb erwarte ich von den Jungs, dass sie den Aufwand des Vereins honorieren und auch in entsprechende Leistungen umsetzen werden.«
Zwei Trainingseinheiten stehen auf dem täglichen Programm. Vormittags um 9.30 Uhr und nachmittags um 15 Uhr. Die Mahlzeiten werden um 8.00 Uhr (Frühstück), 12.15 Uhr (Mittagessen) und 18.30 Uhr (Abendessen) eingenommen. Weber verlangt Pünktlichkeit und hat gemeinsam mit seinem Co-Trainer Armin Perrey die 20-köpfige Truppe gut im Griff.
Donnerstag Vormittag waren die beiden »Pauker« Weber und Perrey allerdings in ihren Schulen unabkömmlich. Sprinttrainer Olaf Küster, der seit gut einem Jahr Arminias Nachwuchsmannschaften von der U 16 bis U 23 einmal pro Woche das Laufen »beibringt«, nutzte die morgentliche Einheit, um die Sprintfähigkeit der Fußballer zu überprüfen.
Mittels Lichtschranken ermittelte er die untrügliche Werte über 10 , 20 , 30 und »fliegende« 30 Meter (30 m mit weiteren 30 m Anlauf). Der Leichtathletikcoach zeigte sich sehr zufrieden. »Dafür, dass die Spieler aus dem Ausdauerbereich kommen, sind die Werte schon ganz gut.« Janis Hoffmann (10 m in 1,58 sek), Yusuf Tumani (30 m in 3,99 sek) und Garciano Manzambi (20 m in 2,78 sek und fliegende 30 m in 3,27 sek) waren die internen Spitzenreiter.
Nachmittags übernahmen Dr. Jörg Weber und Armin Perrey das Kommando. Die Schwerpunkte ihrer Arbeit: Zweikampfschulung mit Ball und mannschaftstaktisches Verhalten. »In diesen Punkten haben wir deutliche Defizite« erinnert Weber an die beiden Testspiele gegen Osnabrück II (1:1) und Hannover 96 II (1:2). »Die Gegentore haben wir durch Freistöße erhalten, denen dumme Fouls durch blindes und ungestümes Anrennen vorausgegangen sind.«
Auch die mangelnde Ballsicherheit in der Vorwärtsbewegung war dem Trainer ein Dorn im Auge. »Viele Aktionen wurden sehr gut vorbereitet. Dann erfolgte ein schlampiger Pass und die Situation war verpufft.« Auf dem leicht angefrorenen Rasenplatz an der Klosterpforte lässt der »Doktor« in dieser Hinsicht nichts durchgehen.
Seine Schützlinge sind zufrieden. Daniel Scherning, der mit Frederik Kollmeier das Doppelzimmer teilt (»wir haben in dieser jungen Truppe das Altherren-Zimmer«), will seinen Vertrag gerne verlängern, wenn die Perspektive stimmt: »Hier passt alles gut zusammen. Das Essen und die Zimmer sind spitze«, lobt der 23-jährige Torjäger die Marienfelder Gegebenheiten. Und Nachwuchsspieler Daniel Koberstein: »Die Trainingsmöglichkeiten sind weitaus besser als an der Radrennbahn. Wichtig ist auch, dass wir mal gemeinsam auftreten.«
Die Abendstunden nutzt Chefcoach Dr. Jörg Weber zu zahlreichen Einzelgesprächen mit den Jung-Arminen. Unterdessen hat Physiotherapeutin Sarah Samland im wahrsten Sinne des Wortes »alle Hände voll zu tun.« Bis ca. 21.30 Uhr massiert und knetet sie verhärtete Waden und pflegt die Wehwehchen, die bei der täglichen Trainingsarbeit zwangsläufig auftreten. Mannschaftsbetreuer Carsten Fischer hat zwar in seiner Firma vier Tage Urlaub genommen, »doch eine Erholung ist das hier bestimmt nicht«, versichert er vielsagend und sorgt dafür, dass die verschwitzten und verschmutzten Trainingssachen nach den Übungseinheiten wieder »taufrisch« zur Verfügung stehen.
Mit einem weiteren Testspiel beim TuS Hiltrup (11 Uhr) geht das viertägige Trainingslager am morgigen Sonntag zu Ende. »Chef-Organisator« Hans Scholz ist gespannt: »Vom Verein her haben wir alles getan, um die Mannschaft optimal vorzubereiten. Jetzt sind die Jungs gefordert das Trainingslager auch entsprechend in Leistung umzusetzen.« Und die Mitglieder des Fohlenstalles nicken artig. Schließlich wollen sie fast alle Profis werden.

Artikel vom 27.01.2007