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Von Olderdissen fürs
ganze Leben geprägt

Haupttierpfleger Hartmut Stiller tritt in den Ruhestand

Von Gerhard Hülsegge
(Text und Foto)
Bielefeld (WB). »Der Tierpark hat mein Leben geprägt und ausgefüllt«, sagt Hartmut Stiller. Gestern feierte der Haupttierpfleger des Heimat-Tierparks Olderdissen nicht nur seinen 65. Geburtstag, sondern absolvierte auch seinen letzten Arbeitstag.

»Das schöne Wetter macht mir den Abgang leichter«, erklärt Stiller und blickt in den sonnigen Himmel. Heute beginnt für ihn der Ruhestand. 31 Jahre und vier Monate war der gebürtige Breslauer Hauptansprechpartner sowohl für Tierparkchef Volker Brekenkamp wie auch die rund eine halbe Million Besucher im 15 Hektar großen Areal mit 43 Gehegen und Volieren mit mehr als 450 Tieren an der Dornberger Straße. Jetzt will er mit Ehefrau Wilgund (67), die bis vor sieben Jahren selbst 15 Jahre lang die Tierpräparate-Ausstellung in Olderdissen betreut hat und mit der er seit fast 40 Jahren verheiratet ist, Deutschland bereisen. Vorher steht allerdings noch ein Umzug an - von der Dienstwohnung im Tierpark an die Schillerstraße nach Schildesche.
Hartmut Stiller ist mit seinen Eltern im Alter von drei Jahren von Breslau nach Thüringen gezogen und dort aufgewachsen. Nach der Ausbildung zum Forstwirt - der Vater war Oberförster - absolvierte er auch noch eine kaufmännische Lehre in der bäuerlichen Handelsgenossenschaft. 1960, ein Jahr vor dem Mauerbau, floh Stiller aus der damaligen DDR nach West-Deutschland. In Hannover begann er, der zwischendurch auch noch als Sprengmeister gearbeitet hatte und ein paar Jahre zur See gefahren war, seine dritte Ausbildung zum Tierpfleger.
Am 1. Oktober 1975 nahm der Vater von zwei Töchtern - Tanja (39) und Julia (32) - seinen Dienst im Bielefelder Tierpark Olderdissen auf. Stiller: »Hier hat mir der Umgang mit den Tieren, der gute Kontakt zu den Menschen und auch die Verhaltensforschung in Zusammenarbeit mit der Universität viel Freude bereitet«. Eine Menge hat er erlebt. Er wurde vom Bussard gebissen, hat Schwarzstorch »Stocki« zum Rekordalter von 30 Jahren verholfen. Mit besonderer Freude hat er die Geburt des Tarpan-Babys »Freddy« vor drei Wochen begleitet. Die Arbeit war für Stiller mehr Berufung denn Beruf, auch wenn er gerade im vergangenen Jahr auch gesundheitliche Rückschläge hat in Kauf nehmen müssen.
»Der Tierpark ist mir ans Herz gewachsen und ich habe eine sehr gute Aufgabe gehabt«, lautet sein Resümee. Auch als Rentner will der Haupttierpfleger a.D. Kontakt zu seinem alten Arbeitgeber halten - als Besucher, der die Natur und die Tiere liebt. Gestern verabschiedete sich der beliebte Mitarbeiter von seinen 22 Kolleginnen und Kollegen der Abteilungen Forsten und Tierpark im Rahmen einer kleinen Feier mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Sein Nachfolger steht noch nicht fest. Die Stelle eines Haupt-Tierpflegermeisters ist ausgeschrieben.

Artikel vom 26.01.2007