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Gardinen und Blumen für des Reichen Haus

Kinder stellen Werte in Bildern dar - Werte Vermittlung

Von Kendra Taktak
(Text und Fotos)
Brackwede (WB). Wer reich ist, trägt schöne Kleider wie der Mann, den Cetin Agirman (11) auf seinem Bild mit dreifarbigem Anzug in Szene gesetzt hat. Betreut von der interkulturellen Kinderkunstwerkstatt präsentieren 26 Kinder der Marktschule jetzt ihre Bilder zum Thema »Arm und Reich« in der Stadtteilbibliothek Brackwede.

Das Haus eines armen Menschen ist klein und trist, das eines Wohlhabenden ist jedoch geschmückt mit Gardinen und Blumengärten - so hat Pia Laureen Hübner (11) den Unterschied zwischen Arm und Reich gemalt. »Viele Kinder setzen Reichtum mit Konsum gleich. Diese Idee haben sie aus dem Fernsehen«, erzählt Katerina Mourati, die Leiterin der Kinderkunstwerkstatt.
Seit vergangenem Herbst betreut sie mit viel Einfühlungsvermögen die Klassen 5a und 5b der Marktschule, um die Kinder außerhalb des Unterrichts an Kunst heranzuführen und so in ihrer Entwicklung zu fördern. »Armut und Reichtum« ist nach »Krieg und Frieden« sowie »Heimat« bereits das dritte Thema, mit dem sich die Schüler unter ihrer Anleitung künstlerisch auseinandersetzen (das WESTFALEN-BLATT berichtete).
Mouratis großer Einsatz trägt Früchte. »Die Kinder entwickeln Teamgeist, ihr Sozialverhalten verbessert sich deutlich, sie gehen aus sich heraus und sind insgesamt selbstbewusster«, zählt Lehrerin Gabriele Tobias all die beobachteten positiven Veränderungen auf. Ihre Kollegin Brigitte Henker und sie bestätigen, dass Mouratis Vermittlung von Kunst und Werten ihre erzieherischen Aufgaben unterstützt.
Darüber freut sich besonders Gabriele Sonnenberg, Leiterin der RAA, der Regionalen Arbeitsstelle zur Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien, der die Kinderkunstwerkstatt angehört. Zusammen mit einer Lehrerin der Marktschule, einer Hauptschule mit mehr als 80 Prozent Migrationsanteil, die zugleich in der RAA engagiert ist, hat Sonnenberg das Projekt ins Leben gerufen. »Die Erfolge machen uns Mut, das Projekt zu erweitern - dafür brauchen wir jedoch Sponsoren«, bemerkt sie.
Katerina Mourati ist seit zwanzig Jahren Künstlerin und hat vor zwölf Jahren in ihrer Heimat Griechenland begonnen, mit Kindern zu arbeiten. »Ich habe Respekt vor ihnen und nehme sie ernst«, erklärt sie. »Aber Humor gehört immer dazu: Das ist wichtig für die emotionale Einbindung der Kinder in ihr Umfeld.« Die Malereien ihrer Schützlinge beeindrucken sie sehr: »Die Bilder haben Tiefe und zeigen viele Gefühle.«
Geöffnet ist die Ausstellungen in den nächsten vier Wochen dienstags bis freitags von 10-13 und 15-18 Uhr, auch samstags von 10-13 Uhr.

Artikel vom 29.01.2007