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Halle kennt man jetzt auch in Tunesien

Begeisterung der Fans ist in der Stadt kaum spürbar - Tourist-Info fehlt

Halle (pes/kg). Das Kamerateam eines tunesischen TV-Senders filmt auf dem mittäglich menschenleeren »Platz der Nationen«. Wenig später trägt ein Island-Fan in Trikot und Mütze seine Landesfarben samt Fahne am Rathaus vorbei - doch die Begeisterung der Handball-Fans im Stadion ist nicht bis in die Innenstadt hinübergeschwappt.

Jedenfalls hat sie nicht spürbar mehr Geld in die Kassen der Geschäftsleute gebracht, wie gestern übereinstimmend Rainer Neumann (Schuhmoden) und Dirk Wollnik, Vorstandsmitglied der HIW, einräumen mussten. Der Imagegewinn für die Stadt selbst aber wird durchweg positiv gesehen. Auch die Gastronomie profitiert, sagt Mathias Staeck vom Restaurant Brune.
Das volle Gerry Weber Stadion, die Begeisterung der Zuschauer - »das sind zum größten Teil Einheimische, die da bei den Live-Übertragungen gastfreundlich und sympathisch rüberkommen«, hat Wollnik als Eindruck der ersten Tage Handball-Weltmeisterschaft gewonnen. Er sieht darin vor allem eine langfristige Wirkung.
Ein Lob spendet Wollnik, der in Halle ein Anwaltsbüro betreibt, auch der Stadt Halle. »Was möglich war, ist gemacht worden.« Er hofft, dass vor allem am Wochenende, wenn sich Slowenien, Frankreich, Island, Polen und Tunesien in vier Spielen in Halle gegenüberstehen, noch einmal verstärkt ausländische Fans das Haller Herz besuchen.
Gerry-Weber-Pressesprecher Frank Hofen ist mit dem Imagegewinn für die Stadt und das Stadion durchaus zufrieden, sieht aber auf städtischer Seite noch gar nicht alle Ressourcen ausgeschöpft. »Hamburg-Marketing hat allein zwei Millionen Euro bereit gestellt, um sich als Sportstadt zu präsentieren«, zieht Hofen als Vergleich heran. Und von diesem Betrag würden auch die Medienvertreter betreut.
Hofen sieht zudem, dass über das Fernsehen die Begeisterungsfähigkeit der Haller und das volle Stadion in die Welt transportiert würden. Bei Gerry Weber kommt das »Feedback» auch direkt an: Über die bundesweit vertretenen »Houses of Gerry Weber« sei durchweg positive Resonanz eingegangen. Rundum sei die Handball-WM schon jetzt ein Erfolg mit nachhaltiger Wirkung - für die Stadt, das Modeunternehmen und das Stadion.
Über »viel internationales Publikum« freut sich Familie Staeck, die wie ihre Kollegen stets eine englische Speisekarte griffbereit hat und mitunter auch schon mal das »Lexikon der Küche« bemühen muss. Isländer, Polen oder ein Trüppchen Handballfans aus dem Badischen probieren derzeit die westfälische Küche, mittags wie abends. Grünkohl und dicke Bohnen finden neue Freunde. Mathias Staeck: »Und viele finden es hier wunderschön und fragen uns, ob die Haller das auch zu schätzen wissen?«
Viele Gäste von außerhalb vermissen allerdings auch eine richtige Tourist-Information direkt am Bahnhof. Zum Beispiel für den Taxi-Ruf. Im Rathaus sammelt man derzeit jedenfalls Erfahrungen -Êund neue Ideen.

Artikel vom 26.01.2007